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aktuelle Version des Vorlesungsskripts - ZIB

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5 Bäume und Wege<br />

ders vorgehen: z. B. könnte man nach der schnellsten Route suchen, die eine vorgegebene<br />

km-Zahl nicht überschreitet. Der Grund dafür, dass Navigationssysteme solche Optionen<br />

nicht anbieten, liegt darin, dass Kürzeste-Wege-Probleme mit Nebenbedingungen in der<br />

Regel N P-schwer sind. Das ist z. B. so bei „schnellster Weg mit km-Beschränkung“ oder<br />

„kürzester Weg mit Zeitbeschränkung“.<br />

Noch besser für den Autofahrer wäre die Angabe der Pareto-Menge. Im Falle der beiden<br />

Zielfunktionen „kürzester Weg“ und „schnellster Weg“ müsste das Navigationssystem<br />

alle Wege angeben, die „nicht dominiert“ sind. Solche Wege haben die Eigenschaft, dass<br />

beim Versuch, die Weglänge kürzer zu machen, die Fahrzeit erhöht wird oder umgekehrt.<br />

Das hierbei unüberwindliche Problem ist, dass die Kardinalität der Pareto-Menge<br />

exponentiell in der Kodierungslänge der Daten wachsen kann. Die Navigationssysteme<br />

würden „unendlich lange“ rechnen und der Autofahrer in der Informationsflut ertrinken.<br />

Aus diesem theoretischen Grund wird nur mit einer Skalierung gearbeitet, die durch den<br />

Nutzer (falls er das will) vorgegeben wird.<br />

Man könnte glauben, dass Fahrzeugnavigation das größte Anwendungsfeld von Methoden<br />

zur Berechnung kürzester Wege sei, aber der Umfang der Verwendung dieser Methoden<br />

ist im Internet noch viel größer. Das derzeit am häufigsten verwendete Routing-<br />

Protokoll ist das „Open Shortest Path First-Protokoll“ (kurz: OSPF). Bei Verwendung<br />

dieses Protokolls wird für je<strong>des</strong> Datenpaket ein kürzester Weg (u. U. mehrfach) bestimmt,<br />

und wenn man allein die Anzahl der E-Mails abschätzt, die weltweit täglich versandt werden,<br />

so sieht man sehr schnell, wie häufig die Bestimmung kürzester Wege zum Einsatz<br />

kommt. Ich kann hier das OSPF-Protokoll nicht im Detail erklären und verweise dazu<br />

auf Internetquellen, z. B. Wikipedia.<br />

Die am Ende von Abschnitt 5.2 genannten Webseiten bieten auch verschiedene Algorithmen<br />

zur Berechnung kürzester Wege an.<br />

5.4 LP/IP-Aspekte von Bäumen und Wegen<br />

Wir haben nun gelernt, wie man minimale Bäume, maximale Wälder und kürzeste Wege<br />

bestimmen kann. Dies ist mit theoretisch und praktisch hocheffizienten Algorithmen möglich.<br />

Häufig ist das Auffinden von Bäumen und Wegen jedoch nur ein Teilproblem eines<br />

komplizierten mathematischen Modells, welches mit Methoden der gemischt-ganzzahligen<br />

Optimierung behandelt werden muss. Und ebenso häufig treten Zusatzanforderungen an<br />

die Bäume und Wege auf, die aus diesen einfachen Problemen N P-schwere Aufgaben<br />

machen. In solchen Fällen (und nicht nur dabei) ist es erforderlich, Bäume und Wege-<br />

Probleme als ganzzahlige (oder wenn möglich lineare) Programme zu formulieren. Wir<br />

deuten nachfolgend an, wie das gemacht werden kann.<br />

Wir beginnen mit Wäldern in einem gegebenen Graphen G = (V, E) mit Kantengewichten<br />

ce, e ∈ E. Wir wollen ein lineares Programm aufstellen, <strong>des</strong>sen ganzzahlige<br />

Lösungen den Wäldern in G entsprechen. Dazu müssen wir lernen, wie man eine Kantenmenge<br />

F ⊆ E als Vektor darstellt. Wir betrachten hierzu den Vektorraum R E . Man<br />

kann diesen als die Menge der Abbildungen von E in R auffassen. Die (für uns) angenehmste<br />

Sichtweise ist die folgende: Ein Vektor x ∈ R E hat für je<strong>des</strong> Element e ∈ E<br />

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