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aktuelle Version des Vorlesungsskripts - ZIB

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4.2 Die Klassen P und N P, N P-Vollständigkeit<br />

auch P ⊆ co−N P. Eigentlich sollte man meinen, dass Algorithmen, die raten können,<br />

mächtiger sind als übliche Algorithmen. Trotz gewaltiger Forschungsanstrengungen seit<br />

den 70er Jahren ist die Frage, ob P = N P gilt oder nicht, immer noch ungelöst. Meiner<br />

Meinung nach ist dieses Problem eines der wichtigsten offenen Probleme der heutigen<br />

Mathematik und Informatik. Das Clay Mathematics Institute hat im Jahr 2000<br />

einen Preis von 1 Mio US$ für die Lösung <strong>des</strong> P = N P-Problems ausgesetzt, siehe:<br />

http://www.claymath.org/millenium. Jeder, der sich mit diesem Problem beschäftigt<br />

hat, glaubt, dass P = N P gilt. (Eine für die allgemeine Leserschaft geschriebene Diskussion<br />

dieser Frage ist in Grötschel (2002) zu finden.) Könnte diese Vermutung bestätigt<br />

werden, so würde das – wie wir gleich sehen werden – bedeuten, dass für eine sehr große<br />

Zahl praxisrelevanter Probleme niemals wirklich effiziente Lösungsalgorithmen gefunden<br />

werden können. Wir werden uns also mit der effizienten Auffindung suboptimaler Lösungen<br />

zufrieden geben und daher auf den Entwurf von Heuristiken konzentrieren müssen.<br />

Deswegen wird auch im weiteren Verlauf <strong>des</strong> Vorlesungszyklus viel Wert auf die Untersuchung<br />

und Analyse von Heuristiken gelegt.<br />

Wir haben gesehen, dass P ⊆ N P ∩ co−N P gilt. Auch bezüglich der Verhältnisse<br />

dieser drei Klassen zueinander gibt es einige offene Fragen.<br />

Gilt P = N P ∩ co−N P?<br />

Gilt N P = co−N P?<br />

Aus N P = co−N P würde P = N P folgen, da offenbar P = co−P gilt.<br />

Die Klassenzugehörigkeit <strong>des</strong> oben erwähnten und bereits von den Griechen untersuchten<br />

Primzahlproblems war lange Zeit offen. Dass das Primzahlproblem in co−P ist,<br />

haben wir oben gezeigt. Rivest gelang es 1977 zu zeigen, dass das Primzahlproblem auch<br />

in N P ist. Beginnend mit dem Sieb <strong>des</strong> Erathostenes sind sehr viele Testprogramme<br />

entwickelt worden. Erst 2002 gelang es drei Indern, einen polynomialen Algorithmus zu<br />

entwickeln, der in polynomialer Zeit herausfindet, ob eine ganze Zahl eine Primzahl ist<br />

oder nicht, siehe Agrawal et al. (2004) oder URL:<br />

http://www.cse.iitk.ac.in/users/manindra/primality.ps<br />

Wir wollen nun innnerhalb der Klasse N P eine Klasse von besonders schwierigen<br />

Problemen auszeichnen.<br />

(4.4) Definition. Gegeben seien zwei Entscheidungsprobleme Π und Π ′ . Eine polynomiale<br />

Transformation von Π in Π ′ ist ein polynomialer Algorithmus, der, gegeben ein<br />

(kodiertes) Problembeispiel I ∈ Π, ein (kodiertes) Problembeispiel I ′ ∈ Π ′ produziert, so<br />

dass folgen<strong>des</strong> gilt:<br />

Die Anwort auf I ist genau dann „ja“, wenn die Antwort auf I ′ „ja“ ist. △<br />

Offenbar gilt Folgen<strong>des</strong>: Ist Π in Π ′ polynomial transformierbar und gibt es einen polynomialen<br />

Algorithmus zur Lösung von Π ′ , dann kann man auch Π in polynomialer Zeit<br />

lösen. Man transformiert einfach je<strong>des</strong> Problembeispiel aus Π in eine Problembeispiel<br />

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