Skript in PDF - Theoretische Informatik - Technische Universität ...
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3.2. MODIFIKATIONEN VON TURINGMASCHINEN 79<br />
3.2 Modifikationen von Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>en<br />
Wir behaupteten <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung zu diesem Kapitel, dass Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>en zu<br />
e<strong>in</strong>er starken Leistung fähig s<strong>in</strong>d. Das ist auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen.<br />
Aber wir führen jetzt kompliziertere Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>, mit deren Hilfe schon recht<br />
komplizierte Sprachen akzeptiert werden können. Anschließend zeigen wir, dass sich<br />
alle diese neuen Masch<strong>in</strong>en auf den e<strong>in</strong>fachen Fall reduzieren lassen. (Das ist ke<strong>in</strong>e<br />
Überraschung: er<strong>in</strong>nern wir uns an die Churchsche These, die behauptet, dass sich<br />
alle Berechnungsmodelle auf TM reduzieren lassen!)<br />
3.2.1 TM mit mehreren f<strong>in</strong>alen Zuständen<br />
Wir können das Konzept der Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>en zu e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e M = (Q, Σ, δ, q0,<br />
F) verallgeme<strong>in</strong>ern, die der obigen entspricht, nur ist F ⊆ Q e<strong>in</strong>e Menge f<strong>in</strong>aler<br />
Zustände. Jede solche Masch<strong>in</strong>e kann durch die folgende TM<br />
M ′ = (Q ∪ {qF }, Σ, δ ′ , q0, qF)<br />
simuliert werden: qF ist e<strong>in</strong> neuer Zustand, und δ ′ besteht aus allen Übergangsregeln,<br />
die <strong>in</strong> δ enthalten s<strong>in</strong>d, und zusätzlich werden <strong>in</strong> δ ′ noch die folgenden Regeln<br />
(q, s) → (qF,s)<br />
aufgenommen, wobei q ∈ F e<strong>in</strong> Zustand ist, für den δ(q, s) undef<strong>in</strong>iert ist. (Also<br />
führen Haltekonfigurationen (q, s) von M, bei denen q f<strong>in</strong>al ist, zu Haltekonfigurationen<br />
(qF,s) von M ′ .)<br />
3.2.2 TM mit zusätzlichem Gedächtnis<br />
Wir können die Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er TM so modifizieren, dass die Masch<strong>in</strong>e <strong>in</strong> jedem<br />
Schritt zusätzlich e<strong>in</strong>en Zugriff auf e<strong>in</strong> Gedächtnis hat, wobei Symbole e<strong>in</strong>es endlichen<br />
Alphabets A = {a1, . . . , am} gespeichert werden. Die Übergangsfunktion δ<br />
entscheidet jetzt aufgrund (1) des Zustandes, (2) des gelesenen Symbols aus Σ∪{#}<br />
und (3) des gespeicherten Symbols aus A. Für Initialkonfigurationen nehmen wir<br />
an, dass e<strong>in</strong> ausgewähltes Symbol a0 ∈ A gemerkt wird.<br />
Beispiel 1. Die Sprache aller Wörter, deren erstes Symbol nie wieder vorkommt,<br />
also<br />
L = {s1 . . . sn ∈ Σ ∗ ; s1 = si für i = 2, . . .,n},<br />
kann durch e<strong>in</strong>e TM mit zusätzlichem Gedächtnis wir folgt akzeptiert werden: die<br />
TM liest das erste Symbol und speichert es im Gedächtnis (also A = Σ, d.h., das<br />
zusätzliche Gedächtnis kann e<strong>in</strong> Symbol aus Σ speichern). Dann vergleicht die TM<br />
die anschließend gelesenen Symbole mit dem gespeicherten und hält und akzeptiert<br />
nicht, falls sie e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung feststellt. Sobald die TM das Blanksymbol<br />
liest, hält sie und akzeptiert. Diese TM braucht nur zwei Zustände: q0, <strong>in</strong>itial und<br />
f<strong>in</strong>al, <strong>in</strong> dem s1 gespeichert wird, und q1, <strong>in</strong> dem nach rechts gegangen und mit dem<br />
Speicher verglichen wird.<br />
Bemerkung 1. E<strong>in</strong>e TM mit zusätzlichem Gedächtnis ist eigentlich e<strong>in</strong>e TM <strong>in</strong><br />
dem vorher def<strong>in</strong>ierten S<strong>in</strong>ne, deren Zustandsmenge das kartesische Produkt<br />
Q × A<br />
ist (d. h. die Menge aller Paare (q, a), wobei q e<strong>in</strong> Zustand und a ∈ A ist). Die<br />
Übergänge der Masch<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d also von (q, a) ∈ Q × A und s ∈ S abhängig. Der<br />
Initialzustand ist (q0, a0), und alle Zustände (qF , a), a ∈ A, s<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>al.<br />
Zum Beispiel gilt für die Masch<strong>in</strong>e aus Beispiel 1 <strong>in</strong> Abschnitt 3.1, dass A = Σ (mit<br />
s0 ∈ Σ beliebig gewählt) und die Zustandsmenge<br />
Q = {q0, q1} × Σ = {(qi, s); i = 0, 1 und s ∈ Σ}