Skript in PDF - Theoretische Informatik - Technische Universität ...
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96 KAPITEL 3. TURINGMASCHINEN<br />
falls k die größte Zahl ist, die e<strong>in</strong>e TM mit n Zuständen auf die leere E<strong>in</strong>gabe<br />
schreiben kann. D.h., die TM hält auf der leeren E<strong>in</strong>gabe mit | k auf dem Band. Wir<br />
können β(n) e<strong>in</strong>fach bestimmen, wenn wir alle TM mit n Zuständen durchgehen<br />
(und die, die auf die leere E<strong>in</strong>gabe nicht halten, ausschließen). Die TM mit der<br />
e<strong>in</strong>zigen Übergangsregel (q0, #) → (q0, |) schreibt | auf die leere E<strong>in</strong>gabe. Daraus<br />
folgt<br />
β(1) ≥ 1.<br />
Aber jede Masch<strong>in</strong>e mit nur e<strong>in</strong>em Zustand, die mehr als e<strong>in</strong>en Strich auf die leere<br />
E<strong>in</strong>gabe schreibt, hält nie. Also gilt β(1) = 1. Bei zwei Zuständen darf δ nur auf<br />
drei Elementen der vierelementigen Menge Q×Σ def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>, damit die Masch<strong>in</strong>e<br />
hält. Daraus folgt sofort<br />
β(2) = 2.<br />
Im allgeme<strong>in</strong>en gilt<br />
(∗) β(n + 2) > β(n) für jedes n.<br />
In der Tat, falls β(n) = k, d.h., falls e<strong>in</strong>e Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>e M mit n Zuständen | k<br />
schreibt, konstruieren wir e<strong>in</strong>e Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>e, M ′ , die n + 2 Zustände hat und<br />
| k+1 schreibt – woraus β(n+2) ≥ k +1 > β(n) folgt. Wir fügen zwei neue Zustände<br />
q ′ und q ′′ zu den Zuständen von M h<strong>in</strong>zu. Hält M im Zustand q auf e<strong>in</strong>em Feld |,<br />
so ergänzen wir M um drei neue Übergangsregeln:<br />
(q, |) → (q ′ , L)<br />
(q ′ , |) → (q ′ , L)<br />
(q ′ , #) → (q ′′ , |).<br />
Hält dagegen M im Zustand q auf e<strong>in</strong>em Feld #, so kann sich dieses Feld wegen<br />
der Maximalität von β(n) nur direkt neben dem Ergebnis | k von M bef<strong>in</strong>den. Wir<br />
können M nun um die Übergangsregel (q, #) → (q ′′ , |) ergänzen. In jedem Fall hält<br />
die Masch<strong>in</strong>e M ′ im Zustand q ′′ , nachdem sie | k+1 geschrieben hat.<br />
Satz 1. Für jede berechenbare Funktion f(n) gibt es e<strong>in</strong>e Konstante r mit der<br />
Eigenschaft, dass<br />
β(n + r) ≥ f(n) für alle n.<br />
Beweis. f(n) wird von e<strong>in</strong>er Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>e M berechnet. Sei r die Zahl aller<br />
Zustände von M. Wir konstruieren für jede Zahl n e<strong>in</strong>e Tur<strong>in</strong>gmasch<strong>in</strong>e Mn, die<br />
n + r Zustände hat und f(n) Striche auf die leere E<strong>in</strong>gabe schreibt – damit ist<br />
β(n + r) ≥ f(n) bewiesen. Zu den Zuständen von M werden n neue Zustände q 0<br />
(<strong>in</strong>itial), q 1, . . . , q n−1 h<strong>in</strong>zugefügt, sodass Mn auf die leere E<strong>in</strong>gabe n-mal e<strong>in</strong>en |<br />
schreibt und sich dabei nach l<strong>in</strong>ks bewegt:<br />
(q i, #) → (q i, |) für i = 0, . . .,n − 1<br />
(q i, |) → (q i+1, L) für i = 0, . . .,n − 2<br />
(q n−1 , |) → (q0, |)<br />
Der letzte Übergang bedeutet, dass von jetzt an die Masch<strong>in</strong>e M (mit der E<strong>in</strong>gabe<br />
| n ) simuliert wird – sie schreibt also | f(n) und hält.<br />
Korollar 1. Die busy-beaver-Funktion β(n) ist nicht Tur<strong>in</strong>g-berechenbar.<br />
Falls nämlich β(n) berechenbar wäre, müsste auch β(2n) berechenbar se<strong>in</strong> (wir<br />
hätten e<strong>in</strong>e TM, die erst die Zahl aller | ′ e der E<strong>in</strong>gabe verdoppelt, siehe Beispiel 1<br />
und dann die TM für β(n) simuliert). Dann würde es e<strong>in</strong>e Konstante r geben mit<br />
β(n + r) ≥ β(2n) für alle n.<br />
Speziell ergibt n = r + 2<br />
β(2r + 2) ≥ β(2r + 4),<br />
e<strong>in</strong> Widerspruch zu (∗).<br />
Bemerkung 1. Obwohl β(1) = 1, β(2) = 2 und β(3) = 3, gilt β(10) > 4000 (es<br />
existiert e<strong>in</strong>e DTM mit 10 Zuständen, die 4098 schreibt und hält. Dazu benötigt<br />
die TM über 200 Mio. Berechnungsschritte).