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Skript in PDF - Theoretische Informatik - Technische Universität ...

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108 KAPITEL 4. CHURCHSCHE THESE<br />

Beweis. Wir wollen zeigen, dass für jede Grammatik G die Sprache L(G) von e<strong>in</strong>er<br />

TM akzeptiert werden kann. Wir benutzen e<strong>in</strong>e nichtdeterm<strong>in</strong>istische 2-Band-TM,<br />

die alle Produktionen von G <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zusätzlichen Gedächtnis hat. Band 1 ist e<strong>in</strong><br />

read-only E<strong>in</strong>gabeband. Auf Band 2 schreibt die TM zu Beg<strong>in</strong>n das Startsymbol S.<br />

In jedem Berechnungsschritt zerlegt die TM nichtdeterm<strong>in</strong>istisch das Wort w auf<br />

Band 2 <strong>in</strong> drei Wörter:<br />

w = upv u, p, v ∈ (Σ ∪ V ) ∗ mit p = ε.<br />

Zum Beispiel ist am Anfang die e<strong>in</strong>zige mögliche Zerlegung u = ε, p = S und<br />

v = ε. Jetzt wählt die TM nichtdeterm<strong>in</strong>istisch e<strong>in</strong>e Produktion von G von der Form<br />

p → q (falls ke<strong>in</strong>e solche Produktion existiert, hält die TM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nichtf<strong>in</strong>alen<br />

Zustand). Dann schreibt die TM das Wort w ′ = uqv auf Band 2 und vergleicht<br />

Band 1 mit Band 2. Falls die Inhalte gleich s<strong>in</strong>d, hält die TM und akzeptiert. Falls<br />

sie nicht gleich s<strong>in</strong>d, wird der neue Berechnungsschritt (Zerlegung des Wortes w ′ <strong>in</strong><br />

drei Wörter usw.) gestartet.<br />

Es ist klar, dass die E<strong>in</strong>gabe auf Band 1, falls sie von S ableitbar ist, nach endlich<br />

vielen Berechnungsschritten (die der Ableitung der E<strong>in</strong>gabe aus S entsprechen)<br />

akzeptiert wird. Falls umgekehrt die E<strong>in</strong>gabe nicht zu L(G) gehört, ist jede mögliche<br />

Berechnung entweder unendlich oder hält und akzeptiert nicht.<br />

4.4 Chomsky-Hierarchie<br />

In den 50er Jahren hat der berühmte L<strong>in</strong>guist Noah Chomsky formale Grammatiken<br />

e<strong>in</strong>geführt und spezielle Typen untersucht, von denen wir <strong>in</strong> diesem <strong>Skript</strong> schon<br />

e<strong>in</strong>ige kennengelernt haben:<br />

Grammatiken vom Typ 3 s<strong>in</strong>d genau die regulären Grammatiken, die wir <strong>in</strong> Kapitel<br />

2.4 e<strong>in</strong>geführt haben. Also die, die nur Produktionen der Form<br />

A → b1 . . . bn oder A → b1 . . .bnB<br />

(A, B s<strong>in</strong>d Variablen und b1, . . .,bn term<strong>in</strong>ale Symbole) haben dürfen. Wie wir aus<br />

2.4 wissen, erzeugen die regulären Grammatiken genau die regulären Sprachen.<br />

Grammatiken vom Typ 2 s<strong>in</strong>d genau die kontextfreien Grammatiken aus Kapitel 2.<br />

Hier haben die Produktionen die Form<br />

A → a1 . . .an<br />

(A ist e<strong>in</strong>e Variable, a1, . . . , an s<strong>in</strong>d term<strong>in</strong>ale Symbole oder Variablen). Die entsprechenden<br />

Sprachen s<strong>in</strong>d die kontextfreien Sprachen.<br />

Grammatiken vom Typ 1 werden auch kontextsensitive Grammatiken genannt. Wir<br />

werden sie jetzt e<strong>in</strong>führen und untersuchen. Die Produktionen haben hier die Eigenschaft,<br />

dass die Länge der l<strong>in</strong>ken Seite der Produktionen kle<strong>in</strong>er gleich der Länge<br />

der rechten Seite ist.<br />

Grammatiken vom Typ 0 heißen auch une<strong>in</strong>geschränkte Grammatiken (weil es ke<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>schränkung für die Produktionen gibt) oder e<strong>in</strong>fach Grammatiken. Diese<br />

haben wir <strong>in</strong> Abschnitt 4.3 e<strong>in</strong>geführt. Sie entsprechen genau den rekursiv-aufzählbaren<br />

Sprachen.<br />

Def<strong>in</strong>ition. E<strong>in</strong>e Grammatik heißt kontextsensitiv oder Typ-1-Grammatik, falls<br />

<strong>in</strong> jeder Produktion<br />

α → β<br />

die Länge von α kle<strong>in</strong>er gleich der Länge von β ist. E<strong>in</strong>e Sprache heißt kontextsensitiv,<br />

falls sie von e<strong>in</strong>er kontextsensitiven Grammatik erzeugt werden kann. Daraus<br />

folgt, dass e<strong>in</strong>e kontextsensitive Sprache nie ε enthält. (E<strong>in</strong>ige Autoren erlauben<br />

deswegen auch die Regel S → ε <strong>in</strong> kontextfreien Grammatiken. Wir aber nicht!)

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