Solare und terrestrische Strahlungswechselwirkung zwischen ... - AWI
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1 Einleitung<br />
Viele bedeutende meteorologische Prozesse, die in der Erdatmosphäre ablaufen, sind eine<br />
Folge einiger astronomischer Einflußgrößen. Die wichtigste Größe ist die Einstrahlung<br />
solarer Energie <strong>und</strong> ihre zeitliche Variation durch die Bewegung der Erde um die Sonne<br />
<strong>und</strong> durch die Drehung um ihre eigene Achse. Die Einstrahlung von solarer Energie <strong>und</strong><br />
ihre Umsetzung im Erdsystem bestimmt maßgeblich den thermodynamischen Zustand der<br />
Atmosphäre <strong>und</strong> bewirkt somit ihren Antrieb [Roedel, 1992]. Für die wetter- <strong>und</strong> klimabildenden<br />
Prozesse ist der Spektralbereich vom Ultraviolett bis zum Infrarot bedeutsam.<br />
Simulationsmodelle der Atmosphäre sind mittlerweile zwar in der Lage, das Klima der<br />
Erde in vielen Details zu beschreiben, dennoch ergeben sich <strong>zwischen</strong> Modell <strong>und</strong> Realität<br />
bezüglich der Veränderlichkeit der Vorgänge von Jahr zu Jahr sowie der beobachteten<br />
regionalen Strukturen wiederholt beträchtliche Unterschiede. Als Ursache dafür wird u.a.<br />
die nicht hinreichende Darstellung der Strahlungsprozesse in den Modellen angeführt. Die<br />
dadurch verursachten Ungenauigkeiten können fehlerhaft berechnete Temperaturen der<br />
Erdoberfläche <strong>und</strong> der Atmosphäre, Verdunstung an der Erdoberfläche, Entwicklung von<br />
Wolken <strong>und</strong> Niederschlagmengen zur Folge haben.<br />
Die Abstrahlung von Wärme an der Wolkenoberseite kann durch Abkühlung die Stabilität<br />
der Luftsäule <strong>und</strong> das Tropfenspektrum [Curry, 1986] markant beeinflussen. Unterhalb<br />
dieser obersten wärmeverlierenden Schicht befindet sich im Inneren der stratiformen Wolke<br />
häufig eine zweite Schicht, in der Wärmezufuhr durch Absorption solarer Strahlung<br />
vorherrscht. Diese Schicht trägt somit ebenfalls zur Destabilisierung <strong>und</strong> gelegentlich zur<br />
Entwicklung mehrerer getrennter Wolkenschichten bei. Herman <strong>und</strong> Goody [1976] zeigten,<br />
daß Schichtwolken äußerst empfindlich auf Änderungen der Strahlungsflüsse reagieren<br />
können. Im oberen Wolkenbereich ist der Wärmeverlust durch Abstrahlung im <strong>terrestrische</strong>n<br />
Spektralbereich üblicherweise größer als der Wärmegewinn durch Absorption solarer<br />
Strahlung, zumal die solare Einstrahlung mit dem Tages- <strong>und</strong> Jahresgang variiert. Allerdings<br />
bestehen Ausnahmen von dieser Regel bei sehr kalten Wolken mit hoher Globalstrahlung<br />
über einem warmen Untergr<strong>und</strong> (tropischer Cirrus).<br />
Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Anforderungen an die Strahlungstransportberechnungwurden<br />
in der Vergangenheit mehrere Modellkonzepte entwickelt. Im Rahmen des Programms<br />
‘Intercomparison of Radiation Codes used in Climate Models’ (ICRCCM) wurden Vergleiche<br />
<strong>zwischen</strong> unterschiedlichen Strahlungstransfercodes vorgenommen. Dabei ergaben<br />
sich, besonders bei optisch dünner Bewölkung, erhebliche Unterschiede der Strahlungsflußdichteberechnungen<br />
[Fouquart et al., 1991; Ellingson et al., 1991]. Optisch dünne Wolkentypen<br />
werden in polaren Regionen besonders häufig beobachtet. Die Differenzen der unterschiedlichen<br />
Modellergebnisse betragen für die solaren <strong>und</strong> <strong>terrestrische</strong>n Strahlungsflußdichten<br />
an der Erdoberfläche bis zu 50 W/m 2 . Selbst bei aufwendigen Strahlungstransport-<br />
Modellen verursacht die Unsicherheit der Kontinuumabsorption des Wasserdampfes be-