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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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androhten, der auf diese Weise Schaden anrichtete. P 1 i n i u s<br />

bestätigt in seiner Naturgeschichte, daß die Urheber jener Gesetze<br />

an solchen Zauber glaubten. Er berichtet uns auch, daß ganze<br />

Völkerschaften wegen ihrer Kraft des Beschreiens übel berüchtigt<br />

waren. In Afrika lebten nach Isigonus <strong>und</strong> Nymphod<br />

o r u s solche Familien, durch deren Lobsprüche die Bäume vertrockneten<br />

<strong>und</strong> die Kinder starben. Isigonus fügte hinzu, daß<br />

es bei den Triballern <strong>und</strong> Illyriern eben solche Menschen gebe,<br />

die auch durch ihre <strong>Blick</strong>e bezaubern <strong>und</strong> denjenigen den Tod<br />

geben, auf die sie längere Ze<strong>it</strong> ihre wuterfüllten Augen richteten;<br />

namentlich sei die mannbare Jugend dafür empfänglich.<br />

Nach Apollonides gebe es auch Frauen der Art in<br />

Scythien, die Bythien genannt würden; nach Pylarchus aber<br />

habe auch im Pontus das Geschlecht der Thibier <strong>und</strong> vieler<br />

anderen die gleiche Eigenschaft, die durch die doppelte Pupille<br />

an dem einen Auge, das Bild eines Rosses am andern bezeichnet<br />

seien. Solche könnten dabei im Wasser nicht untergehen, selbst<br />

von Kleidern belastet. Ihnen nicht ungleich sei auch nach Dämon<br />

das Geschlecht der Pharnazen in Äthiopia, deren Schweiß die<br />

von ihm berührten Glieder süchtig mache; <strong>und</strong> Cicero erklärte<br />

den <strong>Blick</strong> aller der Frauen als schädlich, die doppelte<br />

Pupillen hätten.<br />

Plutarch sagt in seiner Abhandlung über diesen Augenzauber:<br />

,,Es zeigten sich jedoch jene Anwohner des Pontus, die<br />

man in früherer Ze<strong>it</strong> Thybier genannt, nach Philarchus, nicht<br />

bloß den Knaben, sondern auch den Männern verderblich ; denn<br />

alle siechten <strong>und</strong> erkrankten, gegen welche sie <strong>Blick</strong> <strong>und</strong> Atem,<br />

oder Rede hingewendet. Die Sache sei, wie es scheine, durch<br />

die ausgekommen, welche in jener Gegend Handel trieben <strong>und</strong><br />

Sklaven von dort ausführten."<br />

Dieselben Geschichten erzählt Aulus Gellius; <strong>und</strong><br />

H e I i o d o r <strong>und</strong> Alexander von Aphrodisias versuchen<br />

ähnlich wie Plutarch die Wirkung des <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong>es zu erklären,<br />

(cf. Kap. X.) Zahlreiche Spuren dieses bei Griechen <strong>und</strong> Römern<br />

gleich verbre<strong>it</strong>eten Glaubens finden sich in der antiken L<strong>it</strong>eratur,<br />

<strong>und</strong> bei den Ausgrabungen alter Städte <strong>und</strong> den Eröffnungen<br />

alter Gräber sind eine Unmasse von Inschriften, Darstellungen,<br />

Reliefs, Bildern, Amuletten <strong>und</strong> dergleichen gef<strong>und</strong>en worden, deren<br />

Studium es uns erst klar vor Augen führt, welche Rolle dieser<br />

Aberglauben im klassischen Altertum gespielt hat. O. Jahn<br />

hat das Verdienst, zuerst eine große Anzahl von solchen Dingen<br />

zusammengestellt <strong>und</strong> beschrieben zu haben. Wir werden auf<br />

dieselben noch häufig zurückzukommen Gelegenhe<strong>it</strong> haben.

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