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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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daß sie unter der gegense<strong>it</strong>igen Liebe eine Art Faszination verstehen."<br />

Als Beispiel dafür führt er die Liebe des Phaedrus<br />

aus Myrrhinus <strong>und</strong> des thebanischen Redners Lysias an: „Lysias,<br />

der von Liebe zu Phaedrus ergriffen war, wirft auf denselben<br />

einen begehrlichen <strong>Blick</strong>, Phaedrus heftet auf die Augen des<br />

Lysias die Funken seiner Augen, <strong>und</strong> m<strong>it</strong> den Funken zugleich<br />

sendet er seinen Lebensgeist aus. <strong>Der</strong> Strahl des Phaedrus vereinigt<br />

sich leicht m<strong>it</strong> dem Strahl des Lysias, der Lebensgeist<br />

verbindet sich leicht m<strong>it</strong> dem Lebensgeist; der Dunst davon,<br />

der aus dem Herz des Phaedrus kommt, ergreift sogleich die<br />

Brust des Lysias, durch deren Starrhe<strong>it</strong> er fester wird <strong>und</strong> in<br />

das Blut des Phaedrus wieder zurückgle<strong>it</strong>et, so daß das Blut<br />

des Phaedrus jetzt im Herzen des Lysias ist ; darauf fangen sie<br />

sofort an, auszurufen, Lysias zu Phaedrus: „mein Herz, Phaedrus,<br />

teuerstes Fleisch <strong>und</strong> Blut," <strong>und</strong> Phaedrus zu Lysias: „O<br />

meine Seele, o mein Blut, Lysias." Es folgt Phaedrus dem Lysias,<br />

weil sein Herz Feuchtigke<strong>it</strong> (humorem) fordert. Es läuft Lysias<br />

dem Phaedrus nach, weil die blutige Feuchtigke<strong>it</strong> ein eigenes<br />

Gefäß fordert, seinen S<strong>it</strong>z verlangt. Aber Lysias verfolgt<br />

den Phaedrus glühender. Denn das Herz lebt leichter ohne die<br />

geringste Spur seiner Feuchtigke<strong>it</strong>, als die Feuchtigke<strong>it</strong> selbst<br />

ohne eigenes Herz. <strong>Der</strong> Fluß ist mehr der Quelle bedürftig<br />

als die Quelle des Flüßchens."<br />

In unzähligen Variationen ist der süße Zauber des Liebesblickes<br />

gepriesen worden. Walter von der Vogelweide<br />

z. B. singt:<br />

„Wenn man ein schönes Weib erschaut. Das kann den Sinn<br />

erquicken,<br />

Und wer an Kummer l<strong>it</strong>t, wird augenblicks ges<strong>und</strong>.<br />

Wenn lieblich lacht in Liebe ihr süßer, roter M<strong>und</strong>,<br />

Ihr glänzend Auge Pfeile schießt in Mannes Herzensgr<strong>und</strong>."<br />

Hafis<br />

sagt:<br />

„Du bist im Stand, m<strong>it</strong> einem <strong>Blick</strong>'<br />

Mich auszuheilen."<br />

Aus S a ' d i ' s Diwan<br />

„Gläub'ge, helft vor diesem Auge, das m<strong>it</strong> Zauber mich umflicht,<br />

Das m<strong>it</strong> einem Mal die Ruhe, die Geduld <strong>und</strong> Kraft mir bricht."<br />

<strong>Der</strong> arabische Dichter Safer Ben Abdallah el-Herewi<br />

sagte:<br />

„O Du, der, wann zur Hand er nimmt den Kiel,<br />

Durch Augenzauber das Papier entzündet."

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