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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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— 179 —<br />

Quondam pulcher erat crinibus Eutelidas<br />

Sed sese ipse videns placidis in fluminis <strong>und</strong>is,<br />

Livore infamis perdid<strong>it</strong> invidiae<br />

Fascinus attrax<strong>it</strong> morbum, fortunamque perem<strong>it</strong>.<br />

[Schön von Haaren war Eutelidas einst, aber der Arme,<br />

Da er sich spiegelt im wirbelnden Strome, beschreiet sich selber,<br />

Und bald war er von einer häßlichen Krankhe<strong>it</strong> ergriffen.]<br />

Man sagte nämlich, dieser Eutelidas habe eine hohe Meinung<br />

von seiner Schönhe<strong>it</strong> gehabt <strong>und</strong> sei von dem Anblick<br />

seines Bildes so afficiert worden, daß er sogleich in eine Krankhe<strong>it</strong><br />

fiel, <strong>und</strong> m<strong>it</strong> der Schönhe<strong>it</strong> zugleich auch seine Ges<strong>und</strong>he<strong>it</strong><br />

verlor.<br />

Etwas besser kam ein vierzehnjähriges Mädchen in Venedig<br />

davon, von dem Brognoli berichtet: Auch diese bew<strong>und</strong>erte ihre<br />

Schönhe<strong>it</strong> in einem Spiegel so lange, bis sie vom Teufel besessen<br />

wurde. Dieser erschien ihr eines Tages neben ihrem eigenen<br />

Spiegelbilde in der Oestalt eines reizenden Jünglings, der ihr<br />

Bild umfing <strong>und</strong> ihr seine Liebe antrug, wenn sie Christo entsagen<br />

wollte. Brognoli gelang es, die Patientin durch eine ganz<br />

vernünftige physische <strong>und</strong> geistige Behandlung von ihrer Besessenhe<strong>it</strong><br />

zu heilen.<br />

In Messina lebte bis zum Jahre 1883 ein Mann, dessen Auge<br />

so unheilvoll war, daß er sich dadurch ohne seinen Willen ums<br />

Leben brachte. Er sah nämlich, auf der Straße gehend, in einen<br />

großen Ladenspiegel, schaute scharf hinein <strong>und</strong> — war verloren!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Blick</strong> seines eigenen Auges prallte auf ihn zurück, er erkrankte<br />

<strong>und</strong> starb. So erzählt man sich auf Sicilien.<br />

Reichenbach führt eine solche Autofaszination auf die<br />

von den Augen ausgehenden „Odstrahlen" zurück, (cf. Cap. X.)<br />

Er sagt: Es gibt Menschen, denen der Spiegel ein eigenes Gefühl<br />

von Bangigke<strong>it</strong>, wie wenn ein lauhch widriger Hauch sie<br />

anginge, verursacht, daß sie nicht eine Minute lang ruhig aushalten<br />

mögen. <strong>Der</strong> Spiegel wirft ihnen nicht bloß ihr Bild, er<br />

wirft ihnen noch einen unnennbar peinlichen Eindruck zurück,<br />

manchem stärker, manchem schv/ächer, manchem nur kaum noch<br />

sowe<strong>it</strong> fühlbar, daß eine unbestimmte Abneigung gegen den<br />

Spiegel übrig bleibt. Solche Leute scheuen es, in den Spiegel<br />

zu sehen, sie wenden sich davon ab <strong>und</strong> können ihren eigenen<br />

AnbHck nicht vertragen.^)<br />

Nach deutschem Aberglauben darf ein Kind nicht in einen<br />

Spiegel sehen, bevor es ein Jahr alt geworden ist ; sonst wird<br />

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