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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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sie wieder fort. Sie können im Wasser, im Gras, in Bäumen, im<br />

Gestein, ja selbst im Feuer hausen. Diese Beschreiungsgeister<br />

kann man durch seinen <strong>Blick</strong> herbeirufen <strong>und</strong> einem anderen<br />

auf den Hals schicken.<br />

In Italien wird nach V a 1 1 e 1 1 a der Teufel durch den <strong>böse</strong>n<br />

<strong>Blick</strong> herbeigelockt ; bei den Arabern einer der boshaften Afr<strong>it</strong><br />

(<strong>böse</strong>r Geist), die einem auf Schr<strong>it</strong>t <strong>und</strong> Tr<strong>it</strong>t auflauern. In<br />

Äthiopien sind die Leute, die den <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong> haben, von den<br />

Djari oder <strong>böse</strong>n Geistern besessen. In Indien ist der m<strong>it</strong> dem<br />

<strong>böse</strong>n Bück Behaftete von einem Geist begle<strong>it</strong>et, der entweder<br />

m<strong>it</strong> ihm geboren ist oder der sich ihm auf einem Kreuzweg angeschlossen<br />

hat. In Hinterindien muß man sich hüten, die Karen<br />

in den Wäldern Unterbirmas zu loben oder ihnen gehörige Dinge<br />

schön zu finden ; denn, wenn darauf irgend etwas passiert, so wird<br />

man angeklagt, ein Nä oder Geist zu sein.<br />

Diese Geister werden oft m<strong>it</strong> der Krankhe<strong>it</strong> selbst identifiziert,<br />

<strong>und</strong> daher kommt es, daß der <strong>böse</strong> Bhck <strong>und</strong> die Beschreiung<br />

im Volksglauben als etwas Belebtes gedacht werden, als ein<br />

persönliches Wesen, welches sich des Menschen bemächtige. Diese<br />

Auffassung von der Krankhe<strong>it</strong> ist uralt <strong>und</strong> findet sich schon bei<br />

den Akkadern <strong>und</strong> Chaldäern. In einer chaldäischen Beschwörungsformel<br />

heißt es:<br />

— „Die Pest <strong>und</strong> das Fieber, die das Land verheeren,<br />

— die Seuche, die Auszehrung, die das Land verwüsten,<br />

— schädlich dem Körper, verderblich den Eingeweiden,<br />

— der <strong>böse</strong> Dämon, der <strong>böse</strong> alal, der <strong>böse</strong> gigim,<br />

— der boshafte Mensch, der <strong>böse</strong> <strong>Blick</strong>, der <strong>böse</strong> M<strong>und</strong>, die <strong>böse</strong><br />

Zunge,<br />

— daß sie des Menschen, Sohn seines Gottes, Körper verlassen<br />

— mögen, daß sie seine Eingeweide verlassen mögen,<br />

— Meinem Körper werden sie nimmer anhaften,<br />

— vor mir werden sie nimmer Böses stiften,<br />

— in meinem Gefolge werden sie nimmer einherschre<strong>it</strong>en,<br />

— in mein Haus werden sie nimmermehr eintreten,<br />

— mein Zimmerwerk werden sie nimmer durchschre<strong>it</strong>en,<br />

— in das Haus meiner Wohnstätte werden sie nimmermehr<br />

einkehren.<br />

Wie vor Jahrtausenden, so wandeln noch heutigen Tages in<br />

den Beschwörungsformeln die Krankhe<strong>it</strong>en einher. So heißt es<br />

in einer Beschwörungsformel aus der Ukraine: „Gehe, <strong>böse</strong>r<br />

<strong>Blick</strong>, auf die Elstern, auf die Wiesen, auf das Schilfrohr, auf<br />

die Sümpfe, auf die Meere!" — Bei den Serben heißt es: „Gehe,

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