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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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lenburg) ; oder man verliert sein Spiegelbild oder bekommt<br />

die Gelbsucht oder man muß sterben. Das Mädchen, das in der<br />

St. Andreasnacht in den Brunnen sieht, erblickt darin den künftigen<br />

Mann, zugleich aber auch den Teufel. In Newcastle <strong>und</strong><br />

in Ungarn ist es gefährHch, sich in einem Spiegel zu besehen,<br />

von dem Augenblick an, wo die Lichter angezündet sind.<br />

In den Abruzzen sieht man dann den Teufel. Bei den Juden<br />

darf man sich Samstag Abend nicht in dem Spiegel sehen, sonst<br />

ist man der Gewalt der <strong>böse</strong>n Geister ausgesetzt; Leute, die<br />

dieses dennoch getan haben, haben oft von einer unsichtbaren<br />

Hand eine Ohrfeige erhalten, deren Spur niemals wieder verschw<strong>und</strong>en<br />

ist.^)<br />

Es ist eine we<strong>it</strong>verbre<strong>it</strong>ete S<strong>it</strong>te, daß man bei einem Todesfall<br />

alle Spiegel im Hause zudeckt, dam<strong>it</strong> die Seele des Verstorbenen<br />

sich nicht darin sehen kann; so in Mecklenburg, Pommern,<br />

Mark, Ostpreußen, bei den Südslaven, in Frankreich, bei<br />

den Juden, L<strong>it</strong>auern, auf den Orkneys, bei den Kopten <strong>und</strong><br />

sunn<strong>it</strong>ischen Muselmännern in Indien. In Kroatien sagt man, dies<br />

geschehe, dam<strong>it</strong> sich die Smrt, die Todesgotthe<strong>it</strong>, im Spiegel<br />

nicht erschaue, weil sonst die Sterblichke<strong>it</strong> unter den Menschen<br />

noch größer sein würde, als sie sonst schon ist. Die Christen<br />

in Konstantinopel huldigen dem gleichen Brauche, teilweise m<strong>it</strong><br />

der Begründung, daß der sich in einem Sterbezimmer Spiegelnde<br />

sonst die Totenfarbe annehmen würde. ^)<br />

Auch auf die Tiere wirkt das Spiegelbild ein. Man macht<br />

in Deutschland Haustiere dadurch anhänghch, daß man sie dreimal<br />

in einen Spiegel sehen läßt. Um die Hühner an das Haus<br />

zu fesseln, läßt man sie dreimal in einen Spiegel sehen <strong>und</strong> sagt<br />

zu ihnen: „Putte, komm wieder!" — Die Mongolen sollen<br />

Schildkrötenurin bei Taubhe<strong>it</strong> in das Ohr gießen. Um die Schildkröte<br />

den Urin fahren zu lassen, stellt man ihr einen Spiegel<br />

vor, dam<strong>it</strong> sie ihr eigenes Bild sieht.'')<br />

Wer zum letzten Mal in einen zersprungenen Spiegel geblickt<br />

hat, der muß sterben.^)<br />

Dam<strong>it</strong> zusammenhängend ist auch wohl der Aberglaube des<br />

Doppelgängers. (Wra<strong>it</strong>h bei den Schotten.) <strong>Der</strong> Mensch, der<br />

sich selbst sieht, muß im Verlaufe eines Jahres sterben. Das<br />

Volk spricht von einem „Sich-selbst sehen", <strong>und</strong> weiß von<br />

verschiedenen, namentlich genannten Personen zu berichten,<br />

welche sich selbst in irgend einer Lage erblickten, <strong>und</strong> bald<br />

darauf starben. 9)<br />

In Deutschland verbietet es auch die Volkstrad<strong>it</strong>ion, seinen<br />

Schatten zu sehen. Wie die Walküre oder Fylgja als der

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