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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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— 77 —<br />

— Das Ausbleiben der Tränen — ein ganz natürliches Ereignis<br />

bei der hochgradigen seelischen Erregung der armen Gefolterten<br />

— wurde natürlich dem Einfluß des Teufels zugeschrieben, der<br />

sich die größte Mühe gab, die Tränen zu verhindern, weil diese<br />

als Zeichen der Bußfertigke<strong>it</strong> die himmlische Barmherzigke<strong>it</strong> anflehten,<br />

während er alles versuchen mußte, um die ünbußfertigen<br />

in seine Gewalt zu bekommen. Nach Bodinus gestand eine<br />

Hexe, daß sie nur drei Tränen aus dem rechten Auge vergießen<br />

können.<br />

Dieser Glaube ist noch in ganz Deutschland verbre<strong>it</strong>et; in<br />

England findet man ihn im 16. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert erwähnt.<br />

Ist in Afrika jemand eines Mordes wegen angeklagt, so genügt<br />

die Trockenhe<strong>it</strong> seiner Augen, um ihn der Giftprobe zu unterziehen.<br />

Wenn in Australien jemand, der verdächtig ist, durch seine<br />

Zaubereien den Tod eines anderen verursacht zu haben, bei<br />

dessen Leiche keine Tränen vergießt, so beweist er dadurch<br />

seine<br />

Schuld. i"^)<br />

Alle diese Augensymptome tragen bis zu einem gewissen Grade<br />

dazu bei, das auszumachen, was wir den <strong>Blick</strong> zu nennen<br />

pflegen, (cf. Kap. X.) Bei der Verhörung der wegen Hexerei<br />

angeklagten Elisabeth How, vor dem Hofe von Oyer <strong>und</strong> Terminer,<br />

gehalten zu Salem d. 30. Juni 1692, sagten die von ihr<br />

krank gemachten Personen aus, daß sie ihr Anschauen nicht<br />

vertragen konnten. <strong>Der</strong> <strong>Blick</strong> der Faszinierenden pflegt verschieden<br />

beschrieben zu werden: Entweder ist er lebhaft, glänzend,<br />

feurig, durchdringend, scharf, oder finster, düster, funkelnd,<br />

stechend; bald ist er starr, schrecklich, grimmig, <strong>böse</strong>, schief,<br />

tückisch <strong>und</strong> teuflisch, bald kurzsichtig, blinzelnd oder melancholisch<br />

<strong>und</strong> traurig. Das schlechte Gewissen der Hexe hindert<br />

sie daran, einem gerade ins Gesicht zu sehn, deshalb blicken sie<br />

einen von der Se<strong>it</strong>e an oder halten die Augen zu Boden gesenkt,<br />

oder haben einen nach innen gerichteten <strong>Blick</strong>. <strong>Der</strong> <strong>Blick</strong> gleicht<br />

dem einer Kröte oder eines Basilisken. Preyer beschreibt den<br />

drohenden <strong>und</strong> einschüchternden, befehlenden <strong>und</strong> jeden Widerstand<br />

verbietenden „Basiliskenblick", m<strong>it</strong> dem er selbst hypnotisierte*)<br />

<strong>und</strong> faszinierte: „Ihr <strong>Blick</strong> hing fest an meinem unbewegten,<br />

etwas hervortretenden, we<strong>it</strong> offenen Auge, dessen rings<br />

um die Iris sichtbare blauweiße, sonst stets bedeckte Sclera<br />

(Lederhaut) ihm einen höchst unheimlichen Ausdruck verlieh."<br />

Die ganz modernen Hypnotiseure geben den Rat, wenn man<br />

*) Ueber d. Zusammenhang zwischen Hypnose <strong>und</strong> <strong>böse</strong>m <strong>Blick</strong><br />

s. letztes Kap<strong>it</strong>el.

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