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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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„steckt keine leichter <strong>und</strong> geschwinder die in der Nähe befindlichen<br />

Personen an, als das Augenweh ; so groß <strong>und</strong> schnellwirkend<br />

ist die Kraft des Gesichtes, manches Uebel zu verbre<strong>it</strong>en<br />

<strong>und</strong> auf andere zu übertragen." Und Heliodor sagt: ,,Wie<br />

viele erhalten kranke Augen allein aus dem Ansehen, wenn sie<br />

andere schlimme Augen sehen?" Aehnlich äußert sich Alexander<br />

Aphrodisiensis, <strong>und</strong> Ovid drückt dieses durch die<br />

Verse aus<br />

Dum spectant oculi laesos, laeduntur et ipsi,<br />

Multaque corporibus trans<strong>it</strong>ione nocent.<br />

[Krank werden die Augen selbst, die kranke erblicken.<br />

Manches Uebel schon teilt so sich von andern nur m<strong>it</strong>.]<br />

Diese Ansicht wurde in allen Abhandlungen des Altertums<br />

<strong>und</strong> M<strong>it</strong>telalters über die Faszination angeführt <strong>und</strong> als eine<br />

Hauptstütze <strong>und</strong> Beweis für die Existenz des <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong>es betrachtet.<br />

„Wer an Triefäugigke<strong>it</strong> leidet," sagte Fracastor<br />

im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, ,,<br />

pflegt alle diejenigen anzustecken, die ihn<br />

anblicken"; ähnlich Ficinus <strong>und</strong> Delrio im 15. <strong>und</strong> 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Gockelius äußerte im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert noch<br />

die Ansicht: „Wenn ein Ges<strong>und</strong>er einem trieffäugenden Menschen<br />

starr in die Augen siehet, so werden ihm auch die Augen überlauffen<br />

; dann in dem gantzen Leib des Menschen kein Organum<br />

gef<strong>und</strong>en ward, darinnen so viel Spir<strong>it</strong>us seyen, aus welchem der<br />

herausschlagende Geist eines andern Aug so stark afficiren <strong>und</strong><br />

bewegen könte, als der Augapffel." Gramer (1787), der diese<br />

Ansteckung auf Sympathie zurückführt, macht infolge dessen<br />

eine kleine Einschränkung, indem er annimmt, daß nur Personen<br />

m<strong>it</strong> schwachen Augen in M<strong>it</strong>leidenschaft gezogen werden, wenn<br />

sie die rotentzündeten <strong>und</strong> triefenden Augen eines anderen ansehen.<br />

Aus dem Leben Petrarcas wird erzählt, daß seine<br />

Laura einst heftig an den Augen gehtten habe. Einst heftete er<br />

seine Augen auf die der Geliebten, da schoß plötzlich ein unsichtbarer<br />

Pfeil aus ihrem rechten Auge <strong>und</strong> traf das seine, welches<br />

sich entzündete <strong>und</strong> schwach wurde.<br />

Ein altes deutsches Sprichwort sagt: „Ein böss aug verderbt<br />

das ander," ein spanisches: „Wer <strong>böse</strong> Augen ansieht, dem<br />

hängen sie ihre Krankhe<strong>it</strong> an", <strong>und</strong> ein holländisches:<br />

Die leepe ooghen langh beziet,<br />

die leephe)^d oock in zijne schiet. r:<br />

[Triefende Augen besehen lang,<br />

Hängen einem auch die Triefäugigke<strong>it</strong> an.] 1

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