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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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— 110 —<br />

ließen sie ihr Versteck <strong>und</strong> sahen die Leute pflügen <strong>und</strong> säen,<br />

worüber sie ungehalten waren <strong>und</strong> sprachen: Sie verlassen das<br />

ewige Leben (das Studium der Thora*) <strong>und</strong> beschäftigen sich<br />

m<strong>it</strong> dem ze<strong>it</strong>lichen. Alles, wohin sie die Augen warfen, wurde<br />

verbrannt. Da ertönte eine Stimme <strong>und</strong> rief ihnen zu: „Seid ihr<br />

herausgekommen, um meine Welt zu zerstören usw." M<strong>it</strong> einem<br />

Slicke verwandelte Simon ben Jochai einen Menschen in einen<br />

Knochenhaufen. 3)<br />

Dasselbe wird auch von dem Amaräer Jochanan (gest. 27Q)<br />

erzählt. <strong>Der</strong>selbe hatte so lange Augenbrauen (cf. S. 75), daß<br />

man sie m<strong>it</strong> einer silbernen Schminkzange aufheben mußte,<br />

dam<strong>it</strong> er sehen konnte. Er soll auch seinen Schwestermann<br />

Simon ben Lakisch sowie auch Kahana durch seinen <strong>Blick</strong> getötet<br />

haben. Als Jochanan die Augenbrauen aufhob, um den f<br />

Knaben des durch ihn getöteten Schwagers anzublicken, kam<br />

die Mutter des Kindes, die Schwester Jochanans, <strong>und</strong> sagte:<br />

„komm hinweg von ihm, dam<strong>it</strong> er dir nicht tue, was er deinem<br />

Vater getan hat."*)<br />

<strong>Der</strong>artig giftige <strong>Blick</strong>e werden auch dem R. Scheschet,*)<br />

dem R. H u n a,^) dem EIiese,r ben Hyrkanos^) zugeschrieben.<br />

An <strong>und</strong> für sich erscheint es ja auf den ersten <strong>Blick</strong> befremdlich,<br />

daß gerade so vielen Gelehrten das <strong>böse</strong> Auge zugeschrieben<br />

wird, <strong>und</strong> die Ansicht J o e 1 s^) wird verständlich, daß man<br />

es hier gar nicht m<strong>it</strong> dem <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong> in seiner ureignen Bedeutung<br />

zu tun habe, sondern daß es sich nur im übertragenen<br />

Sinne um den zornigen <strong>Blick</strong> hochbedeutender Gelehrter handele,<br />

vor dem Jemand ganz wie versteinert dasteht, zumal wenn er<br />

sich in der Tat einer Schuld gegen sie bewußt ist. Aber wenn man<br />

einerse<strong>it</strong>s den Wortlaut dieser Legenden genau ins Auge faßt,<br />

andererse<strong>it</strong>s bedenkt, welche große Rolle das ajin borg im<br />

Talmud spielt (cf. S. 14), <strong>und</strong> schließlich sich daran erinnert,<br />

daß die Gelehrten überhaupt m<strong>it</strong> Vorliebe der Zauberei bezichtigt<br />

werden (cf. S. 89), so können wir dieser — in andern Fällen<br />

sicher zustimmenden — Erklärung Joels nicht beipflichten, sondern<br />

wir müssen annehmen, daß es sich bei diesen jüdischen Gelehrten<br />

wirkHch um den <strong>böse</strong>n BHck im buchstäbhchen Sinne<br />

gehandelt haben soll. I<br />

Aus dem klassischen Altertum ist uns die Zauberin M e d e a<br />

I<br />

bekannt. Von ihr sagt Apo 1 1 onius^):<br />

|!<br />

Boshe<strong>it</strong> in den feindlichen <strong>Blick</strong>en<br />

Blendete sie durch Zauber die Augen des ehernen Talos.<br />

•) Benennung des mosaischen Gesetzes.

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