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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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— 32 —<br />

noch heute diesen Aberglauben treiben, noch von den hochgestellten<br />

Personen, die unter der Anklage standen, „j e 1 1 a t o r i"<br />

zu sein, <strong>und</strong> denen sie sich nur m<strong>it</strong> den allergrößten <strong>und</strong> seltsamsten<br />

Vorsichtsmaßregeln nähern. Absolut glaubwürdige Leute<br />

erzählen Einzelhe<strong>it</strong>en von der Hochze<strong>it</strong>sfeier eines in Purpur<br />

geborenen M<strong>it</strong>gliedes des königlichen Hauses, das Vorsichtsmaßregeln<br />

gegen die „jettatura" ergriff, die es einem anderen<br />

noch vornehmeren zuschrieb, <strong>und</strong> die wahrlich aus einer anderen<br />

Welt sind.<br />

Wenn der neapoHtanische Adel auch angefangen hat, sich<br />

den Ideen des Jahrh<strong>und</strong>erts anzupassen <strong>und</strong> sich in Betreff der<br />

Religion oft recht skeptisch zu verhalten, so glaubt er doch fest<br />

an e i n Ding, an die Jettatura. Und die römische Kirche tut auch<br />

alles, was in ihren Kräften steht, um diesen Glauben zu fördern,<br />

indem sie geweihte Palmzweige, Weihrauch, Wachs, Reliquien<br />

<strong>und</strong> derartige Zauberdinge gegen das mal' occhio gibt <strong>und</strong> die<br />

Wohnungen <strong>und</strong> Last- <strong>und</strong> Zugtiere m<strong>it</strong> ihrem Zauberwasser<br />

besprengt.<br />

Ein Fremder, der nach Neapel kommt, sagt Dumas, lacht<br />

Anfangs über den <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong> ; aber dann fängt er an, darüber<br />

nachzudenken, <strong>und</strong> nach 3 Monaten behängt er sich selbst m<strong>it</strong><br />

Amuletten aller Art. Wahrlich! <strong>Der</strong> Fremde befindet sich dort<br />

der festen Überzeugung eines ganzen Volkes gegenüber in eigentümlicher<br />

Lage. Die Sache scheint auf den ersten Bück so abgeschmackt,<br />

daß man sie ohne We<strong>it</strong>eres von der Hand weisen<br />

möchte — <strong>und</strong> dann erscheint es doch wieder als eine gewisse<br />

Anmaßung, einer so verbre<strong>it</strong>eten Überzeugung <strong>und</strong> so vielen<br />

erzählten Geschichten derart ganz unbedingt entgegenzutreten<br />

— Am Ende jedoch erfolgt eine gewisse Verm<strong>it</strong>tlung, <strong>und</strong> man<br />

versucht sich deutlich zu machen, was in rein wissenschaftUcher<br />

Auffassung etwa daran wahr sein könnte. —<br />

Es gibt in Italien <strong>und</strong> hauptsächlich in Toscana ein altes<br />

Sprichwort, das man denjenigen entgegenhält, die jemanden übermäßig<br />

loben: „Di gratia non gU diäte mal d'occhio," d. h. Wenn<br />

ich b<strong>it</strong>ten darf, nehmt Euch in Acht, ihm m<strong>it</strong> Euren Augen<br />

zu schaden."<br />

Man kann in Italien einen Menschen in seiner gesellschaftlichen<br />

Stellung vollständig ruinieren, wenn man ihn auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage einiger in seiner Gegenwart eingetretenen Unglücksfälle<br />

in den Verdacht bringt, den <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong> zu haben. Das<br />

Zentrum dieses Glaubens ist Neapel, von hier aus verbre<strong>it</strong>et er<br />

sich nach Süden hin über Apuhen, Calabrien, Sizilien nach Sardi-

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