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Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

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1<br />

— 126 —<br />

Nimirum, quia sunt gallorum in corpore quaedam,<br />

Semina, quae cum sint oculis immissa leonum,<br />

Pupiilas interfodiunt, acremque dolorem<br />

Praebent, ut nequeant contra durare feroces.<br />

[Nämlich, es sind im Körper des Hahns Stoffteile vorhanden<br />

Solcher Natur, daß, wenn ins Auge des Löwen sie treffen,<br />

In die Pupillen sie ihnen sich bohren <strong>und</strong> heftige Schmerzen<br />

Zuziehn, daß er den <strong>Blick</strong> nicht aushält, er, der so wild ist.]<br />

Delrius erklärt dieses dagegen schon aus einer gewissen<br />

geheimen Antipathie. Wenn in Schottland ein Hahn vor M<strong>it</strong>ter<br />

nacht auf die Hühnerstange steigt <strong>und</strong> kräht, so ist dies ein<br />

Todeszeichen, weil er dabei nach der Se<strong>it</strong>e bückt, von wo der<br />

Tod kommt. — In Pommern <strong>und</strong> Morvan Gestalt des Teufels <strong>und</strong><br />

der Hexen.25)<br />

Bei den Esthen wird die Meise, die den Frost ankündigt,<br />

wenn sie sich den menschlichen Wohnungen nähert, in den<br />

Volksliedern „tige" genannt, d. h. bösartig, <strong>böse</strong> ; in der Umgangssprache<br />

sagt man häufig anstatt tige silm, <strong>böse</strong>s Auge,<br />

tiha silm, Meisenauge, ^e)<br />

Das Rotkehlchen ist in der ehemaligen französischen<br />

Provinz Ober-Maine von <strong>böse</strong>r Vorbedeutung; man nennt es<br />

„bezuet", eigentlich „bis-uet", das <strong>böse</strong> Auge.")<br />

Im M<strong>it</strong>telalter galt der Bück des Vogels Q a 1 a d r 6<br />

(Charadrius) als Todesbote. 28) — Dieser Aberglaube, den ich<br />

übrigens nur bei Schindler c<strong>it</strong>iert gef<strong>und</strong>en habe, ist wohl aus<br />

der antiken Anschauung enstanden, daß dieser Vogel einen Kranken,<br />

der an Gelbsucht leidet, durch seinen <strong>Blick</strong> von dieser<br />

Krankhe<strong>it</strong> heilen kann, wobei er dann allerdings selbst zugr<strong>und</strong>e<br />

geht. (s. Gelbsucht Kap. IV, A.) Die ursprüngliche Idee des<br />

heilenden Vogelblickes ist also in das Gegenteil verwandelt<br />

worden.<br />

Reptilien.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Blick</strong> der Schlangen hat nach allgemeinem Volksglauben<br />

eine erstarrende <strong>und</strong> faszinierende Wirkung. Das deutsche<br />

Wort „Drache" ist vom lateinischen Wort für Schlange „draco"<br />

<strong>und</strong> griechischem „drakon" abgele<strong>it</strong>et, <strong>und</strong> bedeutet ebenso wie<br />

das griechische „ophis" eigentlich die (furchtbar) <strong>Blick</strong>ende. Im<br />

Sanskr<strong>it</strong> heißt die Schlange „drig-visha," die Gift im Gesicht hat,<br />

<strong>und</strong> „drishti visha,'' deren Gesicht vergiftet ist. Durch den Schlangenblick<br />

werden nicht nur kleinere Tiere, wie Vögel, Mäuse,

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