01.11.2013 Aufrufe

Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

Der böse Blick und Verwandtes - Centrostudirpinia.it

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 93 —<br />

unreinigt ist. (cf. Speisen <strong>und</strong> Getränke, Kap. VI, E.) In Dänemark,<br />

Norwegen, Schweden haben die Mörder <strong>und</strong> Missetäter<br />

den <strong>böse</strong>n BHck. Wird die entblößte Brust einer schwangeren<br />

oder säugenden Frau oder ein neugeborenes Kind von diesen<br />

erblickt, so bekommt das Kind Skropheln, oder die Frau verliert<br />

die Milch. Wenn ein Verbrecher, dessen Schuld nicht ans Licht<br />

gebracht ist, besonders ein unzüchtiges Weib, dessen Schuld<br />

niemand kennt, eine entblößte Stelle am Leibe eines Kindes<br />

sieht, dann wird das Kind krank. Man gebraucht von diesen<br />

Weibern in Jütland den Ausdruck „skögese", d. h. „Hurensehen".<br />

Auch in Südschweden <strong>und</strong> Schonen fürchtet man in gleicher<br />

Weise die heimlich schwangeren Dienstmädchen, <strong>und</strong> deshalb<br />

war es früher S<strong>it</strong>te, daß alle Dienstmädchen des Kirchspiels von<br />

den Frauen untersucht wurden, <strong>und</strong> die in Verdacht von geheimer<br />

Schwangerschaft stehenden mußten sich das Umbinden eines<br />

Tuches um den Kopf gefallen lassen. i^)<br />

Hier fällt die Unzucht m<strong>it</strong> der Schwangerschaft zusammen,<br />

um den <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong> zu erzeugen. Anderswo ist schon die<br />

Schwangerschaft aliein dazu imstande. Es ist ein alter medizinischer<br />

Aberglaube, daß man am Auge (Augenlid) ein Gerstenkorn<br />

bekommt, wenn man einer schwangeren Frau etwas verweigert.<br />

Die Bewohner von Neu-Guinea erleichtern sich den<br />

Fischfang dadurch, daß sie eine Substanz*) in das Wasser werfen,<br />

wodurch die Fische betäubt werden. Schwangeren Frauen ist<br />

es bei dieser Prozedur untersagt, das Wasser anzublicken, weil<br />

sonst die Wirkung verloren gehen würde. Empfängt die chinesische<br />

Wöchnerin während des ersten Monats den Besuch eines<br />

„vieräugigen Menschen", d. h. einer schwangeren Frau oder des<br />

Gatten einer solchen, so bleibt die Milch aus <strong>und</strong> stellt sich nicht<br />

eher wieder ein, als bis jene Frau ebenfalls niedergekommen ist.<br />

Vollends verhängnisvoll ist aber der Besuch des Gatten einer<br />

schwangeren Frau, da nach einem solchen die Milch ein für<br />

allemal ausbleibt; daher das Sprichwort: „Vor einer vieräugigen<br />

Frau braucht man sich nicht zu fürchten, um so mehr jedoch vor<br />

einem vieräugigen Manne." Dieser Aberglaube ist auch der<br />

Gr<strong>und</strong>, weshalb der Arzt unbedingt während der ersten drei Tage<br />

nach erfolgter Niederkunft hinzugezogen werden muß: ist dieses<br />

unterblieben, <strong>und</strong> kommt er später im Laufe des ersten Monats,<br />

so übt auch sein <strong>Blick</strong> jenen unheilvollen Einfluß aus.i^)<br />

Noch we<strong>it</strong>er verbre<strong>it</strong>et ist der Glaube an den <strong>böse</strong>n <strong>Blick</strong><br />

der menstruierenden Frauen. Die monatliche Reinigung ist<br />

*) Kokkelskörner od. Fischkörner, Früchte einer Schlingpflanze<br />

Anamirta Cccculus.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!