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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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Zusammenspiel von IMSLEX und Morphologiekomponente<br />

Der Typ Arbeitnehmer<br />

Unter der Annahme, dass es tatsächlich einen häufig auftretenden Typ ’Komposition<br />

mit Argumentvererbung’ gibt (vgl. Abschnitt 4.2.5), könnte hier zunächst<br />

(analog zu Variante 3 aus der Aufzählung im vorangehenden Abschnitt)<br />

eine ’flache’ Zerlegung nach dem Muster ¨ ¨ § + -er zugelassen werden. Alternativ<br />

kann der Kopf Nehmer <strong>als</strong> gebunden auftretende <strong>Ein</strong>heit ins <strong>Lexikon</strong><br />

aufgenommen werden.<br />

Die Behandlung von Derivationen mit neoklassischen Basen<br />

Das Auftreten neoklassischer <strong>Ein</strong>heiten im Deutschen ist nicht auf wenige Fälle<br />

beschränkt, sondern gang und gäbe. Lüdeling und Schmid (2001) widerlegen<br />

die gängige Auffassung, dass die Wortbildungsmöglichkeiten neoklassischer<br />

Elemente durch ihre Herkunft eingeschränkt seien. <strong>Ein</strong>e Morphologiekomponente<br />

kann dieser Tatsache Rechnung tragen, indem sie neoklassische<br />

<strong>Ein</strong>heiten nicht grundsätzlich anders behandelt <strong>als</strong> native <strong>Ein</strong>heiten. An dieser<br />

Stelle soll nur auf zwei Teilbereiche neoklassischer Wortbildung hingewiesen<br />

werden, die im <strong>Lexikon</strong> repräsentiert werden sollten.<br />

Wie in Abschnitt 4.2.1 erwähnt wurde, bereitet die Tatsache, dass bei Derivationen<br />

mit neoklassischen Suffixen oft nicht nur die Suffixe, sondern auch<br />

die Basen gebundene <strong>Ein</strong>heiten sind, gewöhnlich Schwierigkeiten bei deren<br />

morphologischer Analyse. Da lexikalische <strong>Ein</strong>heiten im IMSLEX problemlos mit<br />

morphologischem Status ¢ £ £¤<br />

eingetragen werden können, ist das im vorliegenden<br />

<strong>Lexikon</strong> nicht der Fall. Für die <strong>Ein</strong>tragung ins <strong>Lexikon</strong> qualifiziert sich<br />

£<br />

eine neoklassische Basis genau dann, wenn sie mit mindestens zwei verschiedenen<br />

Suffixen belegt ist. <strong>Ein</strong> Beispiel hierfür sind illustrieren und Illustration. Die<br />

beiden jeweils unterstrichenen Zeichenketten werden <strong>als</strong> Derivationsstammformen<br />

eingetragen. Die Frage, die bestehen bleibt, ist die nach der Wahl der<br />

Zitierform. Bislang wird hierfür im IMSLEX die Vergleichssegmentform (vgl.<br />

4.2.4) gewählt. Diese ist allerdings – gerade bei recht kurzen Formen – meistens<br />

nicht besonders aussagekräftig, weswegen hier alternativ eine Auswahl<br />

aus einer der derivierten Formen hergenommen werden könnte, beispielsweise<br />

illustr(ieren) für die genannten Beispiele. 19<br />

Der zweite Teilbereich sind die neoklassischen ’Erstglieder’ 20 Diese sind für<br />

einen großen Teil der nicht analysierten Formen zuständig und treten oft mit<br />

vielen verschiedenen Köpfen auf: In der HGC-Wortliste finden sich allein 253<br />

Wortformen, die mit der Zeichenkette pseudo beginnen.<br />

19 In Lüdeling et al. (2002) sind zahlreiche Beispiele neoklassischer Wortbildung und neoklassischer<br />

Stämme aufgelistet.<br />

20 Da diese <strong>Ein</strong>heiten nur gebunden auftreten, handelt es sich strenggenommen um Derivation.<br />

Wegen der aufgrund des frei vorkommenden Kopfes großen Ähnlichkeit zur Komposition<br />

werde ich sie dennoch ’Erstglieder’ nennen.<br />

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