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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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4.2 <strong>Ein</strong>heiten und Prozesse in IA<br />

Modell der deutschen Morphologie 13 sind Derivationssuffixe Träger morphologischer<br />

Eigenschaften (vgl. Abschnitt 5.1.1). Dies erklärt, warum eine Derivation<br />

wie blumig (vgl. Zeile 8 in Abbildung 4.2) ein Adjektiv sein kann, obwohl die<br />

Basis substantivisch ist. Im Unterschied zu anderen morphologischen <strong>Ein</strong>heiten<br />

selegieren Affixe Basen nach deren morphologischen Eigenschaften (vgl. Lüdeling<br />

und Fitschen (2002) und ten Hacken und Lüdeling (2002)). Dies bedeutet<br />

insbesondere, dass die Derivation im Deutschen mit wesentlich restriktiveren<br />

Regeln <strong>als</strong> die Komposition beschrieben werden kann. Affixen kommt somit eine<br />

besondere Rolle in der Beschreibung von Wortbildungsprozessen zu.<br />

Außer <strong>als</strong> Suffixe treten Affixe im Deutschen <strong>als</strong> Präfixe und Zirkumfixe<br />

auf. Präfixe werden an die linke Seite einer Basis affigiert anstatt an die rechte.<br />

Sie beeinflussen im Gegensatz zu den Suffixen nicht die morphosyntaktischen<br />

Eigenschaften des Wortbildungsproduktes. 14 Dementsprechend gehören sie zu<br />

den morphologischen <strong>Ein</strong>heiten, die keiner Wortart angehören.<br />

Zirkumfixe bilden eine diskontinuierlich auftretende Kombination aus einem<br />

Präfix und einem Suffix. Das typische Muster ist die Nominalisierung von<br />

Verben mit dem Präfix Ge- und dem Suffix -e (Ge renn e, Ge heul e, Ge seufz e).<br />

Die Klassifizierung <strong>als</strong> Zirkumfix ergibt sich aus der Tatsache, dass keine der<br />

beiden möglichen Zerlegungen in unmittelbare Konstituenten (*Geseufz, *Seufze)<br />

belegt ist. Daher muss hier eine Wortbildung angenommen werden, bei der<br />

beide Affixe gleichzeitig an die Basis gehängt werden. Es handelt sich dabei um<br />

ein Klammerparadox (vgl. Spencer (1991), S. 397ff.). 15<br />

4.2.4 Zwischenkategorien<br />

Unter der Bezeichnung Zwischenkategorien werden hier morphologische <strong>Ein</strong>heiten<br />

beschrieben, die zwar durch ihr reihenbildendes Auftreten <strong>als</strong> eigenständige<br />

<strong>Ein</strong>heiten identifiziert werden können, aber nicht frei vorkommen und daher<br />

nur schwer einem Morphem zuzuordnen sind. Es handelt sich einerseits um die<br />

Affixoide, andererseits um die in Abschnitt 4.2.1 angesprochenen Unikale und<br />

Konfixe.<br />

13 Dieses Modell ist im Rahmen des DeKo-Projekts konzipiert worden, vgl. Abschnitt 5.1.<br />

14 Dies ist für eine Untermenge der Präfix- und Partikelverben im Deutschen umstritten: Ich<br />

teile die in Olsen (1991) vertretene Meinung, dass in diesen Fällen der Präfigierung eine Konversion<br />

der Basis vorweggeht. Neben den in Olsen (1991), S. 342ff., gegebenen Gegenargumenten<br />

scheint mir insbesondere der Gedanke plausibel zu sein, dass eine Konversion allein<br />

z.B. im Falle von feucht ¡ £¢¥¤ nach feuchten §¦ keine hinreichend gut unterscheidbare Form<br />

schafft: Das Resultat ist eine gebräuchliche Flexionsform des Adjektivs und damit von diesem<br />

nur schwer unterscheidbar. Erst das (nachfolgende) Hinzufügen eines Präfixes z.B. ermöglicht<br />

die eindeutige Unterscheidbarkeit.<br />

15 <strong>Ein</strong> Klammerparadox tritt auch bei anderen Phänomenen auf, beispielsweise bei der Kombination<br />

von Präfix- oder Partikelverben und Adjektivsuffixen (be ¡ schein ¡ ig(en), un ¡ aus ¡ weich ¡ lich)<br />

etc.<br />

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