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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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4.3 Nicht-konkatenativ ablaufende morphologische Prozesse (IP)<br />

sowie eine Konversion dargestellt. Die Unterschiede liegen (in dieser Darstellung)<br />

darin, dass in den unteren beiden Zeilen kein Affix vorhanden ist ( ¡ ). 21<br />

Obwohl in der Darstellung suggeriert wird, dass Konversion und abstrakte Nominalisierung<br />

sich sehr wohl konkatenativ darstellen lassen, gelingt dies nur<br />

unter Zuhilfenahme eines Null-Affixes ( ¡ ).<br />

In den beiden folgenden Abschnitten werden Konversion und abstrakte Nominalisierung<br />

beschrieben.<br />

4.3.1 Wortartwechsel ohne Stammveränderung<br />

In dieser Arbeit wird unter Konversion der Wechsel der Grundstammform in<br />

eine andere Wortart verstanden. 22 Dieser Prozess ist im Deutschen sehr vielfältig:<br />

<strong>Ein</strong>e Übersicht verschiedener Basen und ihrer Konversionsprodukte lässt<br />

sich Fleischer und Barz (1995), S. 50, entnehmen. Neben dem Auftreten einer<br />

leeren <strong>Ein</strong>heit, dem Null-Affix, das in der maschinellen Verarbeitung sehr problematisch<br />

ist, 23 gibt es bei der IA-Darstellung von Konversion, wie sie in Abbildung<br />

4.3 angedeutet ist, das Problem der Ableitungsrichtung: Ob segeln aus<br />

Segel abgeleitet ist oder Segel aus segeln , kann nur unter Berücksichtigung<br />

der Sprachgeschichte eindeutig festgestellt werden. Aus diesen beiden Gründen<br />

wird Konversion in dieser Arbeit <strong>als</strong> ein Phänomen angesehen, das sich nur im<br />

IP-Modell adäquat beschreiben lässt: <strong>als</strong> (richtungsloser) Wortartwechsel ohne<br />

Stammveränderung.<br />

4.3.2 Wortartwechsel mit Stammveränderung<br />

Für die abstrakte Nominalisierung besteht das Problem der Ableitungsrichtung<br />

nicht, denn es handelt sich ausnahmslos um den Wechsel von einem starken<br />

Verb zu einem Substantiv. 24 Dafür muss die in Abbildung 4.3, Zeile 3, dargestellte<br />

Relation zwischen dem Lexem des zugrundeliegenden Verbs und der<br />

Derivationsstammform erklärt werden. Wenn diese Form der ’Ablautung’ <strong>als</strong><br />

nicht verschieden von den Prozessen von Umlautung und Fugung, wie sie in<br />

21 In der Literatur wird Konversion daher oft <strong>als</strong> implizite Derivation im Gegensatz zu expliziter<br />

Derivation bezeichnet.<br />

22 In der Literatur werden oft Phänomene der Transposition mit der Konversion vermischt.<br />

Dabei handelt es sich aber um den regelmäßig ablaufenden Wortartwechsel flektierter Wortformen,<br />

bei dem keine neuen Lexeme erzeugt werden, sondern rein syntaktisch das grammatische<br />

Verwendungspotential einer <strong>Ein</strong>heit in einem Kontext erweitert wird ¡ (laufen (das) Laufen).<br />

23 Es erhöht sehr stark das Auftreten von Mehrdeutigkeiten, da dann jedes Lexem potentiell<br />

in jeder Wortart auftreten kann.<br />

24 Dass es sich nicht um Transposition im Sinne von Fußnote 22 handelt, zeigen Formen wie<br />

Gang zu gehen , die (im heutigen Deutsch) keine Flexionsformen des zugrundeliegenden Verbs<br />

(mehr) darstellen. Das Muster ist nicht mehr produktiv, aber Produktivität ist eine Voraussetzung<br />

für Transposition.<br />

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