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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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Vorhandene <strong>Lexikon</strong>-<strong>System</strong>e<br />

schen entsprechen; nichtnative Wörter sind (wiederum ungeachtet<br />

ihrer Herkunft) solche Wörter, die diesen Regularitäten nicht entsprechen.”<br />

(Heidolph et al. (1981), S. 909, zitiert nach Fuhrhop<br />

(1998), S. 96)<br />

Dieses Merkmal wird von Derivationsaffixen verwendet, die danach ihre Basen<br />

auswählen (Suffix -abel bspw. geht nur an neoklassische <strong>Ein</strong>heiten wie<br />

akzept-). <strong>Ein</strong> weiteres Merkmal betrifft die Lexikalisiertheit. Dieses erlaubt<br />

die Differenzierung der rein morphologisch betrachteten Komplexheit lexikalischer<br />

<strong>Ein</strong>heiten nach semantischen Kriterien: Während sich die Bedeutung<br />

von Glas=Tür rein kompositionell aus den Bedeutungen von Glas und Tür ergibt,<br />

gilt dies für Bahn hof oder Augen blick nicht ohne weiteres. Bahnhof kann<br />

nun <strong>als</strong> morphologisch komplexe, aber lexikalisierte Form angesehen werden.<br />

Glastür kann <strong>als</strong> morphologisch komplexe, aber nicht lexikalisierte Form angesehen<br />

werden.Im DMOR-<strong>Lexikon</strong> konnte nicht so stark differenziert werden:<br />

Jede eingetragene Form wurde automatisch <strong>als</strong> morphologisch einfach und damit<br />

lexikalisiert angesehen, morphologisch komplexe Formen waren nicht vorgesehen.<br />

Weitere Merkmale, die eine lexikalische <strong>Ein</strong>heit haben kann und die die Selektion<br />

durch Derivationsaffixe beeinflusst, sind syntaktischer, phonologischer<br />

und semantischer Art. Die Argumentstruktur bei Verben ist oft ausschlaggebend<br />

dafür, ob ein Verb <strong>als</strong> Basis für eine deverbale Ableitung dienen kann<br />

(Suffix -bar gewöhnlich nur an transitive Verben, <strong>als</strong>o nicht *schlafbar). <strong>Ein</strong>en<br />

auf Schwa endenden Derivationsstamm selegiert das Suffix -ei, während die<br />

Allomorphe -erei oder -elei dies nicht tun. <strong>Ein</strong> semantisches Muster, das das<br />

Suffix -lich darstellt, ist die mehrfache Wiederholung nach einer Zeitspanne<br />

(täg lich, stünd lich, minüt lich) 4 . Hier muss die substantivische Basis eine Zeitspanne<br />

ausdrücken.<br />

5.1.2 Das DeKo-<strong>Lexikon</strong>modell<br />

Die Konzeption des DeKo-<strong>Lexikon</strong>s sieht die Speicherung von Informationen<br />

zur Flexion, Wortbildung, Phonetik, Syntax, Semantik und Korpusfrequenz zu<br />

einer lexikalischen <strong>Ein</strong>heit vor. <strong>Ein</strong>e lexikalische <strong>Ein</strong>heit in DeKo wird durch<br />

eine Zitierform repräsentiert. Bei der Zitierform handelt es sich i.A. um dieselbe<br />

orthographische Form wie das Lemma oder das Affix. Die Zitierform dient<br />

allein der leichteren Identifikation eines <strong>Ein</strong>trags durch den Benutzer, sie wird<br />

nicht für die komputationelle Verarbeitung benötigt. Sie kann in verschiedenen<br />

Stammformen realisiert sein. Dies ermöglicht z.B. die Zusammenfassung von<br />

orthographischen Varianten wie Veredlung und Veredelung in einer lexikalischen<br />

<strong>Ein</strong>heit. Jede Stammform erhält eine Flexionsklasse. Diese beiden Bestandteile<br />

sind quasi ’rückwärtskompatibel’ zum DMOR-<strong>Lexikon</strong>. Bei den Wortarten,<br />

4 Alle Beispiele in diesem Absatz sind Lüdeling und Fitschen (2002), S. 2, entnommen.<br />

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