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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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(8.2) a. Sturzflug: stürzen ¡ fliegen ¡<br />

b. Gleitflug: gleiten ¡ fliegen ¡<br />

c. Gleitflugmodell: gleiten ¡ fliegen ¡ Modell ¡ ¢<br />

d. Spielplatz: spielen ¡ platzen ¡<br />

8.3 Darstellung von IA und IP: <strong>Lexikon</strong> <strong>als</strong> <strong>komplexes</strong> <strong>System</strong><br />

¤¥§¡§<br />

und <br />

spielen (ID ) hergestellt. Dieser kann von der Morphologiekomponente<br />

so interpretiert werden, dass die Kompositionsstammformen ¡<br />

beider Lexeme<br />

miteinander verschmolzen werden. Somit fällt zumindest für die semantisch<br />

eng zusammenhängenden Konversionen 26 eine häufig auftretende Mehrdeutigkeit<br />

weg. Bei den Analysen in Zeilen 1 bis 4 hingegen ist der semantische Zusammenhang<br />

gerade nicht gegeben, so dass hier die Ausgabe beider Analysen<br />

garantiert, dass die gewünschte in der Ergebnismenge ist.<br />

Auch gefugte oder getilgte Kompositionsstammformen können miteinander<br />

verschmolzen werden: Bei Bade=Meister/bade=Meister und<br />

Such=Maschine/such=Maschine lassen sich die Kompositionsstammformen<br />

auf baden oder Bad bzw. suchen oder Suche zurückführen,<br />

¢<br />

aber durch eine Verschmelzung ergeben sich wieder eindeutige Analysen.<br />

¡<br />

¢<br />

¡<br />

Analysetiefe bei Konversionen<br />

<strong>Ein</strong> Problem bei der morphologischen Analyse, das nur im Hinblick auf die<br />

Vorstellungen eines Anwenders geklärt werden kann, ist die Tiefe der ausgegebenen<br />

Analyse. Bei konkatenativ ablaufenden Prozessen wird gewöhnlich die<br />

Zerlegung in unmittelbare Konstituenten gewählt, da diese rekursiv weiter zerlegt<br />

werden können. Bei Konversionen hingegen stellt sich die Frage, ob eine<br />

solche Relation in der Ausgabe der Analyseergebnisse angezeigt werden soll.<br />

In 8.2 sind einige Ausgaben einer (fiktiven) morphologischen Analyse dargestellt,<br />

die Konversion ’zurückverfolgen’. 27 Nun kann die wahrscheinlich nicht<br />

gewollte Analyse in 8.2 d durch die Relation zwischen Platz und platzen verhindert<br />

werden, wenn das Attribut styp den nicht bestehenden semantischen<br />

Zusammenhang zwischen beiden markiert (wie in Abbildung 8.10 dargestellt<br />

wurde). Die Analyse in 8.2 a hingegen kann ausgegeben werden, da das Attribut<br />

styp explizit einen semantischen Zusammenhang zwischen Sturz und<br />

stürzen herzustellen erlaubt. 28<br />

26 Streng genommen handelt es sich bei Paaren wie platzen/Platz vermutlich nicht um Konversionen,<br />

weil gerade dieser Zusammenhang fehlt. Da dies allerdings der Form nicht angesehen<br />

werden kann, sind für die Morphologiekomponente zunächst alle Formübereinstimmungen mit<br />

Konversionen gleichzusetzen.<br />

27 Für diese Darstellung wird an dieser Stelle davon ausgegangen, dass eine Ableitungsrichtung<br />

bekannt ist und vom Verb zum Substantiv führt.<br />

28 Nicht alle semantischen Zusammenhänge stellen sich vermutlich so deutlich dar wie in<br />

diesen beiden Beispielen geschildert, aber Abgrenzungsproblematiken sind ohnehin in nahezu<br />

jedem Bereich des <strong>Lexikon</strong>s anzutreffen.<br />

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