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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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2.3 Der Status der Wortbildung in der morphologischen Analyse<br />

2.3.2 Die Analyse der Wortbildungsstruktur<br />

Bei Wortbildungen gibt es zwei Aspekte, die Gegenstand einer morphologischen<br />

Analyse sind: Zum einen sind dies die Bestandteile, aus denen sich eine morphologisch<br />

komplexe Form zusammensetzt, zum anderen ist es die Struktur eines<br />

Wortbildungsproduktes. Die Erkennung der Struktur setzt die Kenntnis der<br />

Bestandteile voraus. Die morphologische Analyse von Wortbildungsprodukten<br />

umfasst beide Aspekte. Sie wird allgemein <strong>als</strong> Wortbildungsanalyse oder erweiterte<br />

morphologische Analyse bezeichnet.<br />

(2.3) Un be denk lich keits er klär ung<br />

Die Zerlegung einer Wortform in Morpheme 10 wird <strong>als</strong> Segmentierung bezeichnet.<br />

Für die Wortform Unbedenklichkeitserklärung kann eine wie in 2.3<br />

dargestellte Segmentierung angegeben werden. Aus der linearen Struktur, die<br />

alle Morpheme <strong>als</strong> gleichberechtigt darstellt, lässt sich allerdings weder die<br />

hierarchische Struktur der Zerlegung erkennen, noch die Wortbildungsart ablesen.<br />

Die hierarchische Struktur eines Wortbildungskonstrukts zeigt sich erst<br />

bei sukzessiver Zerlegung in unmittelbare Konstituenten. Bis auf wenige Ausnahmen<br />

können komplexe Wortformen im Deutschen in jeweils zwei unmittelbare<br />

Konstituenten zerlegt werden. 11<br />

(2.4) Unbedenklichkeits=Erklärung<br />

Für die Wortform aus 2.3 ist eine plausible Zerlegung in unmittelbare Konstituenten<br />

in 2.4 dargestellt. Beide unmittelbaren Konstituenten sind selber<br />

wieder Wortbildungen, die sich weiter zerlegen lassen.<br />

<strong>Ein</strong>e Baumdarstellung zeigt eine mögliche Struktur der Wortbildungskonstruktion<br />

mit allen Hierarchie-Ebenen (vgl. Abbildung 2.4). Der jeweilige Kopf<br />

einer Untergliederung ist in der Baumdarstellung unterstrichen.<br />

Sobald eine Wortbildung mehr <strong>als</strong> zwei Bestandteile aufweist, sind mehrere<br />

Baumdarstellungen möglich (vgl. Abbildung 2.5). Die linke Darstellung zeigt<br />

eine Lesart <strong>als</strong> Kompositum, bei der die Adjektive klein und städtisch zusammengesetzt<br />

werden. Die rechte Darstellung zeigt eine Lesart <strong>als</strong> Derivativum,<br />

bei dem das Substantiv Kleinstadt mit dem Adjektivsuffix -isch zu einem Adjektiv<br />

abgeleitet wird. Mit zunehmender Anzahl an Bestandteilen nimmt die<br />

Anzahl möglicher Strukturdarstellungen zu.<br />

Auch in Abbildung 2.5 ist der jeweilige Kopf einer Hierarchie-Ebene unterstrichen<br />

dargestellt. 12<br />

10 Zum Begriff des Morphems vgl. Abschnitt 4.2.1. Das Zeichen kennzeichnet Morphemgrenzen<br />

innerhalb einer Wortform.<br />

¡<br />

11 <strong>Ein</strong>e Ausnahme stellen Komposita dar, die mehr <strong>als</strong> zwei gleichberechtigte Bestandteile<br />

nebeneinanderstellen: schwarzrotgold.<br />

12 In dieser Arbeit wird Derivationsaffixen (wie -isch, -lich und -keit) Kopfstatus zugesprochen.<br />

17

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