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Ein Computerlinguistisches Lexikon als komplexes System

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2.1 Morphosyntaktische Merkmale der Wortform<br />

Die grammatischen Kategorisierungen werden gewöhnlich in einen engen<br />

Zusammenhang mit der Wortart gebracht. <strong>Ein</strong>ige wenige Kategorisierungen<br />

sind dem Lexem inhärent. <strong>Ein</strong> Beispiel dafür ist das Genus bei Substantiven:<br />

Diese Eigenschaft ist an das Substantiv gebunden und unveränderlich. Sie lässt<br />

sich i.A. nicht an der orthographischen oder phonetischen Form festmachen<br />

(vgl. etwa der Kutter, die Butter, das Futter). Eisenberg bezeichnet diese inhärenten<br />

Eigenschaften <strong>als</strong> “Paradigmenkategorisierungen” (Eisenberg (1994),<br />

S. 40). Andere ergeben sich in der syntaktischen Verwendung der Wortformen,<br />

wie der Kasus und der Numerus bei Substantiven und Adjektiven.<br />

Sg<br />

Pl<br />

Nom Gefährt Gefährte<br />

Gen Gefährts Gefährte<br />

Dat Gefährt(e) Gefährten<br />

Akk Gefährt Gefährte<br />

Sg<br />

Pl<br />

Nom Gefährte Gefährten<br />

Gen Gefährten Gefährten<br />

Dat Gefährten Gefährten<br />

Akk Gefährten Gefährten<br />

Abbildung 2.1: Paradigmen von Gefährt<br />

und Gefährte<br />

In Abbildung 2.1 sind die Paradigmen für zwei Substantive dargestellt, Gefährt<br />

und Gefährte . Die Anzahl aller mit Wortformen zu belegenden Plätze<br />

berechnet sich <strong>als</strong>o aus zwei (Kategorisierung Numerus mit Kategorien Singular<br />

und Plural) mal vier (Kategorisierung Kasus mit Kategorien Nominativ, Genitiv,<br />

Dativ und Akkusativ). Es ist zu beachten, dass es im Dativ Singular für Gefährt<br />

zwei Wortformen gibt, (dem) Gefährt und (dem) Gefährte (im Beispiel durch<br />

die runden Klammern angedeutet). Die letzte Form ist veraltet, aber beide sind<br />

grammatikalisch korrekt. In vielen Fällen unterscheiden sich die Wortformen<br />

auf verschiedenen Plätzen nicht, wie bei Gefährt am Beispiel des Nominativ<br />

Singular und Akkusativ Singular gezeigt. Dies wird <strong>als</strong> Synkretismus bezeichnet.<br />

Auch paradigmenübergreifend kann es zu identischen orthographischen<br />

Formen kommen (Homonymie).<br />

Die Paradigmen anderer flektierender Wortarten lassen sich nicht mehr so<br />

leicht tabellarisch darstellen: Bei Adjektiven müssen neben Kasus, Numerus und<br />

Genus noch die starke, gemischte und schwache Flexion berücksichtigt werden,<br />

die sich ergeben, wenn kein Artikelwort, unbestimmter Artikel oder bestimmter<br />

Artikel vor dem Adjektiv steht, und es kommen die Steigerungsformen Positiv,<br />

Komparativ und Superlativ hinzu. Bei Verben müssen neben Person und Numerus<br />

noch die Kategorisierungen Tempus und Modus berücksichtigt werden,<br />

aber zusätzlich gibt es die infiniten Kategorien Imperativ, Partizip und Infinitiv,<br />

bei denen die genannten Kategorisierungen größtenteils irrelevant sind.<br />

<strong>Ein</strong> Paradigma muss nicht vollständig gefüllt werden. Es gibt defektive Paradigmen,<br />

bei denen Formen fehlen. Dies gilt z.B. bei Verben wie regnen, die im<br />

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