1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
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S. 10: Gebiete wird jede Art unnütz aufreizender und unwissenschaftlicher Polemik<br />
ferngehalten werden. Wir haben Besseres zu tun."<br />
Das sind die Hauptlinien des Programms. Wir haben die Stellen gebracht,<br />
nicht nur, um die grundsätzliche Richtung der Redaktion zu zeigen, sondern<br />
ebenso sehr dem Leser ein Beispiel zu geben von der Frische und Kraft,<br />
Gewandtheit und Originalität der <strong>Plattner</strong>'schen Prosa.<br />
Die gleichen Eigenschaften treten auch, ja sogar noch stärker, hervor in<br />
einigen Artikeln, welche die Redaktion im ersten Bande veröffentlicht hat,<br />
besonders in der "Poesie der Gegenwart" und im "Gang durch die Stoa".<br />
Erstere Arbeit gibt einen knappen Ueberblick über die Entwicklung der<br />
(damaligen) zeitgenössischen Literatur in allen zivilisierten Ländern Europas:<br />
Italien, Frankreich, Spanien, England und Deutschland.<br />
Es möge hier nur die Stelle über Frankreich folgen: "Die Franzosen, die wenn<br />
auch nicht a la tête de la civilisation stehend, doch an der Spitze der Kultur<br />
der romanischen Völker gedacht werden, haben die Poesie in der Tat wohl<br />
seit einem Jahrzehnt unter allerlei Schauer- und Spektakelspuk begraben. Die<br />
meisten ihrer romantischen Grössen, ein Lamartine, ein Viktor Hugo vor<br />
allen fristen ein trauriges, unpoetisches Dasein, Alfred de Musset, der geniale<br />
"Lausbub", wie ihn der geistesverwandte und ebenso liederliche H. Heine<br />
nannte, wurde früh ein Opfer seiner Ausschweifungen. Beranger, der<br />
leichtgeschürzte Chansonnier und populärste Dichter Frankreichs, wurde<br />
letztes Jahr unter polizeilicher Ehrenwache bestattet, nachdem er schon lange<br />
vorher für gut gefunden hatte, die Leier an den Nagel zu hängen. Selbst<br />
Eugen Sue, der grosse Garkoch ist von dem Schauplatz dieser Welt<br />
abgetreten, die er so lang mit Gestank erfüllte.<br />
"Die prickelnde unruhige Phantasie des leicht erregbaren Volkes lustwandelt<br />
gegenwärtig in wüstem Somnambulismus in den unheimlichen<br />
Schlupfwinkeln und Sackgassen des moralisch und ästhetisch Hässlichen.<br />
Die sozialen Zustände des Landes und namentlich der Hauptstadt er. klären<br />
diese Erscheinung hinlänglich. Suchen wir in der Gegenwart Poesie, so<br />
dürfen wir am allerwenigsten über dem Rhein und Jura nach ihr fragen, von<br />
der die auf Korruption gescheit spekulierenden Theater. stücke eines Dumas<br />
Sohn nach dem Geständnis selbst der berufensten Pariser Kritiker keine Spur<br />
an sich tragen, so vortrefflich sie auch in ihrer Mache sind."