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1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz

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Schlösser und Lehen. Jeder Zug ein ganzer Mann! Und die Arbeit und die<br />

Kämpfe für das Volk! Opfer und Seelenstärke überall. <strong>Ein</strong>e einzige Seite<br />

wollen wir noch hervorheben. Ohne mit einer Wimper zu zucken, tritt er für<br />

Jörg als Brautwerber auf, und nach dem Siege noch einmal, ehrlich und<br />

offen: "Der Ort, die Zeit, die Art - sind sie Euch recht? - Fragt Euer Herz und<br />

lasst es frei entscheiden!" Und erst jetzt, nachdem dieser Entscheid in<br />

Gegenwart Jörgs frei gefallen, hält auch Rink nicht mehr mit seinem<br />

Geständnis zurück: "Mein Glück und meine Lust! Nun auf, zum Vater!" Wir<br />

sagen ohne Uebertreibung: hätte <strong>Plattner</strong> nur diese zwei Idealgestalten<br />

geschaffen (mit ihren Reden und Taten) man müsste den Lorbeerkranz des<br />

Dichters auf das greise Haupt ihm setzen.<br />

Idealgestalten! Sind sie nicht auch historisch? Ja, das können wir nicht<br />

entscheiden, da wir specialissime keine bündnerische Geschichtsstudien<br />

gemacht haben, das ist uns unmöglich. Aus geschichtlichem Boden werden<br />

die Männer und Frauen schon herausgewachsen sein oder sie werden ganz in<br />

die Verhältnisse hineinpassen, das ist übrigens Nebensache: die Menschen,<br />

die da vor uns handeln und reden, sind Produkte, Gebilde der Schöpferkraft<br />

des Dichters, und als solche sind sie mit feinster Psychologie ausgedacht und<br />

durchgeführt, lebenswahr, fest umrissen, klar und bestimmt, ächte<br />

bündnerische Landsleute, Ritter, Grafen und Barone, Menschen mit Seele,<br />

aber auch mit Fleisch und Blut, keine Schemen.<br />

Sagen wir es nur ganz frei: <strong>Plattner</strong> hat eben nicht nur Phantasie, sondern<br />

auch klaren, hellen Verstand, er ist Wissenschafter mit scharfem Denken, er<br />

weiss, wie die Menschen sind und sein müssen, wie sie fühlen und handeln,<br />

und darum auch seine bestimmten Charaktere. Was noch<br />

S. 34: fehlte, ergänzen die gründlichsten historischen Studien, eine Detailkenntnis<br />

der verwickelten Rechtsverhältnisse, die uns in Erstaunen setzt.<br />

Mit allem dem und vielleicht auch mit dem ernsten Charakter der Personen<br />

und Oertlichkeiten mag es zusammenhängen, dass wir in <strong>Plattner</strong>s Dramen so<br />

wenig weichere lyrische Partien finden und die Monologe ausserordentlich<br />

knapp gehalten sind. Die Handlung reisst und drängt unaufhaltsam vorwärts,<br />

die Kraftnaturen stürmen dem Ziele zu, da ist keine Zeit zu lyrischen<br />

Ergüssen, und ein Monolog nach dem Stile Tells ist da absolut<br />

ausgeschlossen. <strong>Ein</strong>e reizende Ausnahme macht hier die 7. Szene im III. Akt,

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