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1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz

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- 90 -<br />

Sänger in die Saiten greifen wollte, um "das Treiben unserer Tage" zu<br />

schildern? Satz um Satz und Wort um Wort gilt seine "Klage" noch, nur in<br />

der x ten Potenz. Wo finden wir aber heute<br />

S. 67: einen Jeremias, der auf den Trümmern nicht Jerusalems, sondern der<br />

Menschheit, der Welt den Spiegel vorhält und Trauerlieder anstimmt, wie es<br />

<strong>Plattner</strong> getan, Trauerlieder, die mit ihrem Ernst und ihrer Kraft voll ins Herz<br />

hineingreifen? Ach, unsere Zeit hat viel Wichtigeres zu tun, als ihr "Treiben"<br />

zu beobachten und an die eigene Brust zu schlagen!<br />

Die "Sammlung" der Gedichte schliesst ab mit dem "Kreuze", und auch wir<br />

wollen dieses Siegeszeichen auf der Halle der Lieder aufrichten. Der<br />

Verfasser hat für dieses letzte Stück als Form die Terzine gewählt.<br />

Das Kreuz.<br />

Es steht ein Kreuz auf hoher Alpenfirne,<br />

Zu dem der Wanderer nur mit Grauen klettert,<br />

Hoch ragt es mitten auf der Felsenstirne.<br />

Der schlichte Stamm, er steht ohn' Angst und Zittern,<br />

Von wilden Stürmen des Gebirgs umwettert,<br />

Kein Element vermag ihn zu zersplittern.<br />

Oft flattern unzählbare Wolkenhorden<br />

Zu Häupten ihm, sich sammelnd zu Gewittern,<br />

Die bald nach Süden fahren, bald nach Norden.<br />

Der Donner rollt und grelle Blitze zünden,<br />

Als gält's die ganze Schöpfung hinzumorden,<br />

Wutschnaubend rast die Windsbraut in den Schlünden.<br />

Das Kreuz bleibt stehen über all den Trümmern,<br />

Der grausen Wildnis, die nur Tod verkünden,<br />

Ob auch die Stürme wie Schakale wimmern.<br />

Es weiss, einst wird die Sonne wieder strahlen,<br />

Der Sterne Kranz wird ihm zu Häupten flimmern,<br />

Drum thront es ruhig über Berg und Talen.<br />

So lag, am Opferpfahle festgekettet,<br />

Der Gottmensch einst in einem Meer von Qualen

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