1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
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auswirken, lässt menschlich die Schuld entstehen und die Sühne folgen und<br />
will nicht, dass seine Männer und Frauen mit der Religion<br />
S. 36: prunken und sich zieren, aber in schweren Stunden wissen sie, woher die<br />
Hilfe kommt. Das passt zum braven Christen und zum braven Bündner.<br />
Wir wollen es uns und den lieben Freunden nicht versagen, auf eine<br />
Besprechung zurückzugreifen, welche seinerzeit ein anderer Bündner<br />
Dichter, P. Maurus Carnot, in den "Schweizer Blättern" dem "Rink"<br />
gewidmet hat. Er gibt einen Abriss des Stückes und schliesst denselben mit<br />
folgenden prächtigen Worten:<br />
"Das ist eine sehr lückenhafte Skizze des Schauspieres, in dem Plazid<br />
<strong>Plattner</strong> das Feuer der Jugend mit dem "männlichen Dur" verbunden hat. Bei<br />
der Lektüre möchte man keinen Vers vermissen, für die Aufführung könnten<br />
vielleicht einige historische Aeusserungen wegbleiben oder gekürzt werden,<br />
obwohl sie zur Zeichnung eines freuen Zeitbildes beitragen (vgl. z.B. S. 8<br />
und 9, S.79 und 80). Hat auch Schiller den "Don Carlos" für die Bühnen<br />
gekürzt und aus dem "Wallenstein" 400 Jamben herausgeworfen (Brief an<br />
Goethe). Goethe fordert, dass das Historische im Drama bloss ein leichter<br />
Schleier sei, wodurch das rein Menschliche durchblickt. Dem gründlichen<br />
Historiker <strong>Plattner</strong> ist wohl kaum ein Zug entgangen, der zu einem treuen<br />
historischen Bilde jener Zeit beiträgt, würden weniger gründliche Geister sich<br />
auch mit weniger historischen Daten und Motiven begnügen, so muss<br />
bemerkt werden, dass der dichterische Hauch und die Pracht der Diktion über<br />
das ganze Schauspiel einen Reiz verbreitet, der nicht gestattet, dass man bei<br />
der Lektüre auch nur einen einzigen Vers übergeht. Das Drama ist keine<br />
"Siesta" für Denkfaule, es will studiert Sein, und wem es nicht sehr gefällt,<br />
der greife nach dem "Kotzebue". <strong>Plattner</strong> hat, da er als geborner Dichter<br />
fühlte, dass der historische Stoff etwas dürftig sein könnte, eine durchaus<br />
edel gehaltene Liebe zwischen dem Haupthelden und der Freyin Anna in das<br />
Drama verflochten, deswegen trifft ihn nicht der Vorwurf, den Eichendorff<br />
dem ersten deutschen Dramatiker macht, dass er nämlich in den sonst schon<br />
zu stoffreichen "Wallenstein" sich selbst und Seine Neigungen in der<br />
Liebschaft von Max und Thekla ungehörig eingefügt habe.<br />
<strong>Plattner</strong>s prächtige Dichtung hat nicht bloss lokales Interesse und wird unter<br />
den vaterländischen Schauspielen immer einen der ehrenvollsten Plätze