1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz

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liefert den Stoff, der zweite die Form. Dazwischen finden sich prächtige
Charakteristiken handelnder Personen, zarte Liebesidylle, malerische
Schilderungen der Natur, Ergüsse von echtem Humor, und diese Vorzüge
helfen auch leicht über jene Partien hinweg, in denen die Darstellung von
Rechtsverhältnissen einen sehr breiten Raum einnimmt.
Das Lied enthält auf 96 Seiten 20 Nummern, und dem Ganzen geht voraus
ein Prolog: "Die Alpen", er preist die Firnen, die Täler, die Ströme und Seen
und führt uns in grossen Linien die älteste Entwicklung vor, von den
Alemannen an durch Chlodwig und Theoderich dem Grossen, durch die
Glaubensboten, ihre Kulturmission, durch die Klöster und Stifte bis zu den
Kaisern und Vögten und dem ersten Bund. Gegen Ende dieser Periode,
ungefähr im ersten Drittel des dreizehnten Jahrhunderts, setzt der Dichter ein
und zwar mit dem "Urner Maiending". Wir lassen diese erste Lied folgen als
Beispiel, wie Plattner einzelne Ereignisse aus der Zeit der ersten Eidgenossen
behandelt. Der Leser kann sich so am besten ein Urteil bilden über die
Detailkenntnis in der Geschichte, über die Verarbeitung des Materials, über
die Sprachkunst des Meisters über den ächt epischen Ton, die prächtige -
Konstruktion und glückliche Verwendung der Nibelungenstrophe mit den
feinen Aliterationen. Wir werden unmerklich und unwillkürlich
hineingezogen in den magischen Kreis der Kontemplation, welchen der
Dichter um uns bildet.
Das Urner Maiending.
Der Frühling war gekommen im bunten Festgewand,
Es blühten alle Gründe, der Berge Schnee verschwand,
Das war ein Schäumen, Rauschen von Bächen ohne Zahl,
Es schwollen Reuss und Schächen und eilten durch das Tal.
Und tausend Knospen sprangen, die Bäume schlugen aus,
Am Hage prangten Schlehen im weissen Blütenstrauss.
Durch das Gebirge brauste - mit aller Macht der Föhn,
Es stürzten die Lawinen dumpf donnernd von den Höh'n.
S. 45: In Feld und Wald ein Singen und lauter Jubelschall,
Und von den Felsenhängen ein froher Wiederhall!
Es grüssten alle Glocken in lautem Ueberschwang