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1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz

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nur ein bisschen gründlich mit griechischer Geschichte beschäftigt hat, weiss,<br />

dass dieselbe sich grösstenteils an die uralten heiligen Nationalstätten der<br />

hellenischen Erde, an Dodona und Delphi, gleichsam als an ihre innern,<br />

idealen Mittelpunkte knüpft, er weiss nicht minder, dass jährlich Tausende<br />

aus allen: Landen der hellenischen Zivilisation zu diesen<br />

Nationalheiligtümern pilgerten und dass deshalb auch der Tempel der<br />

Artemis zu Delphi, dies Wunderwerk hellenischer Baukunst, aus freiwilligen<br />

Beiträgen der verschiedensten hellenischen Stämme erbaut wurde. Wem<br />

wäre unbekannt, was den echten Osmanlis noch bis auf den heutigen Tag ihre<br />

Kaaba zu Mekka mit dem angeblich vom Himmel gefallenen Stein ist, zu<br />

welchem nach den Vorschriften des Koran jeder Gläubige wenigstens einmal<br />

in seinem Leben pilgern muss? Und endlich, um auf das zu kommen, was uns<br />

am nächsten liegt, pilgerte nicht der ganze Occident auf der ersten<br />

Sonnenhöhe der christlichen Kultur, wie von einem magischen Zuge<br />

getrieben, nach der Geburtsstätte des Christentums und an das Grab seines<br />

göttlichen Stifters? Und lebt dieser tiefe Zug nicht noch heute in allen<br />

Gemütern fort, denen das Christentum mehr ist, als eitle blasse, historische<br />

Reminiszenz, denen es eine lebendige, göttliche Tatsache ist? Und all dies<br />

wäre bei ganzen Völkern wie bei Individuen nichts als Dummheit! Das wäre<br />

nicht ein tiefes inneres Gesetz. der Menschennatur, welches nur von der<br />

Unnatur nicht verstanden wird? Diese und ähnliche Gedanken beschäftigten<br />

mich, während die Scharen: an mir vorüberzogen und ich sie in ihrer Andacht<br />

auf der herrlichen Brücke betrachtete."<br />

Dann schildert <strong>Plattner</strong> das brillante Feuerwerk am Abend, berichtet über das<br />

Pontifikalamt im Dome und bringt über diesen architektonische und<br />

historische Notizen:<br />

"Bald! wäre er, ein Opfer des zerstörenden Fanatismus der Hussiten, durch<br />

Feuer zugrunde gegangen. Später hatte er manches Widerwärtige von den<br />

rohen und raubsüchtigen Schweden zu erfahren. Im siebenjährigen Kriege<br />

sendete ihm der alte Fritz vom Weissenberge herab einen Gruss von in die 20<br />

000 Kanonenkugeln, welche die schönsten Fenster zersplitterten und manche<br />

der zierlichen Türmchen von ihren luftigen Sitzen herunterwarfen. Für den<br />

französisch gebildeten königlichen Raubfahrer im Stile Ludwig XIV. wäre es<br />

wahrscheinlich ein heiteres Amüsement gewesen, wenn der altehrwürdige

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