1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
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drinnen oder doch in ihrer, Nähe, nur die Alpenluft ist sein Element, wie dem<br />
Adler und wie dem Fisch das Wasser. In der Fremde sehnt er sich immer<br />
nach der Heimat, nur hier geht sein Herz auf und reckt die Phantasie ihre<br />
Fittige zum Hochflug auf die Firnen. So sind denn die Poesien entstanden,<br />
die in unserem Vaterland zum Schönsten und Grossartigsten auf diesem<br />
Gebiete gehören, ja, die nach unserem Dafürhalten bis zur Stunde<br />
unübertroffen geblieben sind, wenigstens was Grösse der Konzeption, Tiefe<br />
der Gedanken, Gewalt Kraft und Wucht der Sprache anbelangt.<br />
Wir dürfen da einmal eine Autorität zitieren. Dr. H. Ernst Jenny schreibt in<br />
seiner "Alpendichtung" (Bern 1908) S. 89: "Während Widmer noch vielfach<br />
ältere Motive, wie wir sie bei Salis, Wyss dem Jüngern und Kuhn gefunden<br />
haben, behandelte, ging dagegen der Bündner Plazid <strong>Plattner</strong> ganz eigene<br />
Wege. Was er in seinen "Dichtungen aus den rhätischen Alpen" geschaffen<br />
hat, gehört zweifellos zum Besten in der schweizerischen Alpenlyrik vor C.<br />
F. Meyer. Er empfand nicht minder patriotisch als Wälti und Widmer, nur<br />
etwas weniger laut und mehr lokal, an philosophischer Tiefe übertraf er<br />
beide. Auch seine Sprache klang lebendig und schön." Dr. Jenny bringt dann<br />
einige Perlen. Wir wollen das anders versuchen, denn die wenigen<br />
vorgeführten Strophen<br />
S. 58: mitsamt den verbindenden Bemerkungen geben kein rechtes Bild von der<br />
<strong>Plattner</strong>'schen Alpenpoesie.<br />
Das Portal zu diesem Kristallpalast grossartiger Alpendichtungen bildet das<br />
im Ton und Strophenbau ausserordentlich gemütvolle Lied: "Nach Fry-<br />
Rhätien". Da kommt das Heimweh nach den Alpentälern, nach der Bergen<br />
und Wäldern, nach den grauen Burgentrümmern, Gletscherfirnen und<br />
Bergströmen tief und innig zum Ausdruck, wie "Bei der Heimkehr" die<br />
Freude, wieder der Heimat Alpenzauber zu geniessen, die er im "Rhätischen<br />
Lied" so frisch und kräftig besingt, Dass <strong>Plattner</strong> auch den volkstümlichen, ja<br />
kindlich-naiven Ton zu treffen weiss, dafür zeugen die reizenden Lieder:<br />
"Der Alpenblümlein Streit" und "Alpenröslein und Alpenmägdlein". Schon in<br />
der folgenden Nummer kommt der Dichter tiefer in die Alpenwelt hinein,<br />
einem Liede voll hoher Gedanken und von süssem Wohllaut der Sprache, wir<br />
wollen es hersetzen: