1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
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Der Kampf tobt weiter, Wolfhart ist an einen hohlen Baum gelehnt und<br />
beginnt zu phantasieren:<br />
"Der alte Traum! Das blondgelockte Haupt<br />
Mit blut'ger Wunde! Kommst du wieder! - Ha!<br />
S. 15: Wie er es schüttelt! - Wie die Augen glühen!<br />
Gertrud! Gertrud, dein schöngelockter Buhle,<br />
Gemordet einst - durch mich - er holt mich ab!<br />
Die Hochzeit kann beginnen, da sind Fackeln!<br />
Nun kommt auch die Muhme Gertrud zur Leiche:<br />
"Hi, Hi! Das ist ein Wandern, hier im Wald!<br />
Der Grund gerötet, wie ein Erdbeerschlag,<br />
Von blutigen, zerschlagnen Ritterleichen ! -<br />
Und Wildenburg, das Nest, durch mich in Flammen!<br />
Ich hab's erreicht, vollzogen ist mein Fluch!<br />
Nun, gute Ruh, ihr Herrn und schlaft in Frieden!<br />
Du Alter, auch? - Auch du im Staube? Hei!<br />
Der stolze Herr im Staub! - Sieh deine Muhme,<br />
Sie steht vor dir, du liegst zu ihren Füssen<br />
Und flehst sie stumm wohl um ein Obdach, Vetter,<br />
Nicht wahr, wie ich noch jüngst vor dir getan?<br />
Vergessen will ich mein verlornes Leben,<br />
Die Schmach und Not, die ich durch dich erduldet,<br />
Die tausend Tränen und den blut' gen Schmerz,<br />
Der meine Brust durchzuckte, bis Verzweiflung<br />
Und Elend seinen Stachel stumpf gemacht.<br />
Da nun der Ewige mit dir gerechnet,<br />
So lass mich kurz sein! - Diese dürre Hand<br />
Des Blutes Bande ehrend, drückt dir noch<br />
Die starren Augen zu, die lang genug<br />
Verachtung nur und Hohn auf mich geblitzt,<br />
Und nun, mein Herzensvetter, sind wir quitt!<br />
Noch einem Zweiten schuld' ich diesen Dienst.<br />
Da drüben liegt er, der von Hünenberg,<br />
Auch er in Blut und Staub, der stolze, Herr! -<br />
O Uebermut der Grossen, was bist du!"