1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
1920-Placidus Plattner - Ein Veteran - Burgenverein Untervaz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 69 -<br />
Und des Mondlichts fahles Zittern.<br />
In den Zweigen dann und wann!<br />
Von der Höhe klingen Glöcklein,<br />
Schallt ein Hufschlag durch die Luft,<br />
Führt man einen müden Pilger<br />
Heim in seiner Väter Gruft?<br />
Helle Augen, nun gebrochen<br />
Und ein Herz, das nicht mehr schlägt<br />
Und zwei Herzen, die ihm folgen,<br />
Stumm, von tiefem Schmerz bewegt.<br />
Und es flüstern leis die Tannen<br />
Müder Pilger, fahre wohl!<br />
Fahr' zum letzten Mal vorüber<br />
An dem Stein von Vazerol!<br />
Würdig gingst du zu den Vätern,<br />
Die mit ihrer starken Hand<br />
<strong>Ein</strong>st in Not und Sturmeswettern<br />
Frei bewahrten unser Land.<br />
Dieses Gedicht dürfte den Abschluss der <strong>Plattner</strong>'schen Lyrik bilden, seither<br />
hängt die Laute verstaubt an der Wand: Die wenige freie Zeit, welche<br />
Magistratur und Administration dem Dichter übrig lassen, hat dieser für<br />
Drama und Epos verwendet, zu welchen beiden Gattungen der Jünger der<br />
Muse mehr Lust und Liebe hatte.<br />
Nun zur "Sammlung". Sie weist keine Klassen, keine Abteilungen auf, die<br />
Gedichte sind auch nicht chronologisch, sondern offenbar ganz frei<br />
aneinandergereiht. Die zarte, sinnige Lyrik, das eigentliche Lied ist nur in<br />
wenigen Exemplaren vertreten, aber sie zeigen, dass der Dichter auch diesen<br />
weichen, gemütvollen Ton zu treffen weiss. Nur ist es auffallend, wie fast<br />
über alle ein tiefer Ernst, eine stille Wehmut sich lagert, und wenn nicht über<br />
das Ganze, so doch sicher über den Schluss. Ausnahmen finden sich nur<br />
wenige, darunter selbstverständlich "Rhätischer Wein" (Prag 1857). Da<br />
sprudelt eine Frische, ein Leben, wie kaum in den besten Trinkliedern, und