Handreichung zur Kommunalen Entwicklungspolitik - BMZ
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1. Neue Wege in die Kommunale <strong>Entwicklungspolitik</strong><br />
1.1 Definition der <strong>Kommunalen</strong><br />
<strong>Entwicklungspolitik</strong><br />
Als Kommunale <strong>Entwicklungspolitik</strong> wird die Summe aller<br />
Mittel und Maßnahmen bezeichnet, die Kommunalverwaltung<br />
und -politik einsetzen und ergreifen, um eine nachhaltige<br />
Entwicklung vor Ort und in Entwicklungsländern zu<br />
fördern. 2<br />
Kommunale <strong>Entwicklungspolitik</strong> umfasst nach dieser<br />
Definition Maßnahmen der Kommunen 3 im Inland, wie<br />
etwa Informations- und Bildungsarbeit oder Faires Beschaffungswesen,<br />
sowie Aktivitäten im Ausland, etwa in Form<br />
von Kommunalpartnerschaften oder dem Austausch von<br />
kommunalem Fachpersonal im Rahmen internationaler<br />
Städtenetzwerke. Erst die spezifische Kombination von<br />
Inlands- und Auslandsarbeit lässt Kommunale <strong>Entwicklungspolitik</strong><br />
wirksam werden – nach innen und nach<br />
außen. 4<br />
Bescheidene Ansätze einer <strong>Kommunalen</strong> <strong>Entwicklungspolitik</strong><br />
im Sinne dieser Definition gibt es in deutschen<br />
Kommunen seit Anfang der 1960er-Jahre. Sie ging einher<br />
mit der Entkolonialisierung Afrikas und der Aufnahme der<br />
deutschen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit. Die<br />
Formen kommunalen Engagements bildeten insbesondere<br />
Städtepartnerschaften sowie Hilfen bei Krisen und Katastrophen.<br />
Weil die Rolle der Kommunen als internationaler<br />
Akteur jedoch noch wenig anerkannt wurde, stieß dieses<br />
Engagement immer wieder an politische, rechtliche und<br />
finanzielle Grenzen.<br />
2 Vgl. Fröhlich, Katrin/Lämmlin, Bernd: Kommunale <strong>Entwicklungspolitik</strong><br />
in Deutschland, Studie zum entwicklungspolitischen Engagement<br />
deutscher Städte, Gemeinden und Landkreise, Deutsches Institut<br />
für <strong>Entwicklungspolitik</strong>, Bonn, 2009, S.11ff., online: www.die-gdi.<br />
de/CMS-Homepage/openwebcms3.nsf/(ynDK_contentByKey)/ANES-<br />
7PRGK9/$FILE/DP%201.2009.pdf / Servicestelle Kommunen in der<br />
Einen Welt: Unsere Strategie, Bonn, 2010, S.6<br />
3 Als Kommunen werden in Deutschland Städte, Gemeinden und Landkreise<br />
bezeichnet.<br />
4 Vgl. Erklärung von Paris über die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit:<br />
Eigenverantwortung, Harmonisierung, Partnerausrichtung,<br />
Ergebnisorientierung sowie gegenseitige Rechenschaftspflicht, Paris,<br />
2005, online: www.oecd.org/dataoecd/37/39/35023537.pdf<br />
Erst das wachsende Bewusstsein für die Herausforderungen<br />
der Globalisierung seit den 1990er-Jahren verlieh auch<br />
der <strong>Kommunalen</strong> <strong>Entwicklungspolitik</strong> einen Bedeutungszuwachs.<br />
Bereits Ende der 1980er-Jahre stärkte die Kampagne<br />
des Europarates <strong>zur</strong> Nord-Süd-Interdependenz und<br />
Solidarität das kommunale Engagement. Bedeutend sind<br />
in diesem Zusammenhang vor allem auch die Beschlüsse<br />
der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt- und<br />
Entwicklung in Rio de Janeiro 1992. Der sogenannte<br />
Erdgipfel von Rio war der Ausgangspunkt für die internationale<br />
Anerkennung des Leitbildes der nachhaltigen<br />
Entwicklung („sustainable development“). Angesichts der<br />
erdrückenden Armut in vielen Entwicklungsländern und der<br />
fortschreitenden Umweltzerstörung in vielen Industrie- und<br />
Schwellenländern sollte dieses politische Leitbild helfen, die<br />
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung<br />
und sozialer Gerechtigkeit in Einklang zu bringen<br />
sowie die Bedürfnisse der heute lebenden Generation mit<br />
denen zukünftiger Generationen auszugleichen. Die in Rio<br />
ausgearbeitete Agenda 21 als weltweites Aktionsprogramm<br />
sieht die Kommunen als „unverzichtbare Akteure für<br />
eine nachhaltige <strong>Entwicklungspolitik</strong>“ an. Dies wiederum<br />
wird in der sogenannten Lokalen Agenda 21 niedergelegt<br />
(s. Kasten „Politische Meilensteine der <strong>Kommunalen</strong><br />
<strong>Entwicklungspolitik</strong>“).<br />
Der Konferenz von Rio folgte eine weitere Stärkung der<br />
<strong>Kommunalen</strong> <strong>Entwicklungspolitik</strong> durch die Verabschiedung<br />
der Millennium-Erklärung im Jahr 2000 und der Millennium-<br />
Entwicklungsziele“ (Millennium Development Goals/MDGs)<br />
im Jahr 2001 durch die Vereinten Nationen (UN). Beide<br />
Dokumente zielen auf die Armutsbekämpfung und eine<br />
gute Regierungsführung auf allen relevanten öffentlichen<br />
Ebenen – und damit auch der kommunalen Ebene. So<br />
bekräftigte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan<br />
auf dem Sondergipfel der Vereinten Nationen zu den MDGs<br />
im Jahr 2005 ausdrücklich die zentrale Bedeutung der Kommunen<br />
für deren Erreichung.<br />
Im Zuge der Rio+10-Konferenz in Südafrika 2002 sowie weiterer<br />
UN-Konferenzen in der Folge und nicht zuletzt auf der<br />
Rio+20-Konferenz 2012 in Brasilien haben Kommunen über<br />
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