Handreichung zur Kommunalen Entwicklungspolitik - BMZ
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2.<br />
Handlungsfelder und Perspektiven<br />
der <strong>Kommunalen</strong> <strong>Entwicklungspolitik</strong><br />
„Noch bevor Du diesen Morgen Dein Frühstück<br />
beendet hast, bist Du auf die halbe Welt angewiesen.“<br />
2.1 Faires Beschaffungswesen in<br />
Kommunen<br />
Martin Luther King<br />
Das faire Beschaffungswesen bietet wie kaum ein anderes<br />
Handlungsfeld der <strong>Kommunalen</strong> <strong>Entwicklungspolitik</strong> effektive<br />
und wirkungsvolle Möglichkeiten, um Nachhaltigkeitsaspekte<br />
in das tägliche Handeln der Kommune zu integrieren und das<br />
Gemeinwesen vor Ort zu stärken. Mit der Verpflichtung und<br />
Umsetzung eines fairen Beschaffungswesens übernehmen<br />
Kommunen Verantwortung für die Eine Welt und werden<br />
ihrer Vorbildfunktion als öffentlicher Beschaffer gerecht.<br />
Chance für mehr Gerechtigkeit vor Ort und weltweit<br />
Faire Beschaffung heißt nachhaltige Beschaffung. Sie berücksichtigt<br />
soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeitskriterien<br />
bei der Herstellung und im Handel von Waren und<br />
Dienstleistungen – angefangen bei der Produktentwicklung<br />
und Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zum<br />
Transport der Güter. Nur wenn diese nachhaltige Wertschöpfungskette<br />
berücksichtigt wird, ist von einer Balance der ökonomischen,<br />
ökologischen und sozialen Gewichte auszugehen.<br />
In Deutschland machen Investitionen und öffentliche Aufträge<br />
etwa 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Das<br />
sind rund 360 Milliarden Euro für Güter, Dienstleistungen<br />
und Bauaufträge. Davon entfallen 50 Prozent auf Kommunen.<br />
Damit verfügt die öffentliche Hand über eine große<br />
Nachfragekraft und das Potenzial, den Markt in Richtung<br />
nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu verändern.<br />
Dies gilt es, als Kommune zu nutzen!<br />
Definition des Fairen Handels<br />
Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog,<br />
Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit<br />
im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen<br />
und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte<br />
Produzent/-innen und Arbeiter/-innen – insbesondere<br />
in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen<br />
Beitrag <strong>zur</strong> nachhaltigen Entwicklung. Fair-Handelsorganisationen<br />
engagieren sich gemeinsam mit Verbraucher/-innen<br />
für die Unterstützung der Produzent/-innen, die Bewusstseinsbildung<br />
sowie die Kampagnenarbeit <strong>zur</strong> Veränderung<br />
der Regeln und Praxis des konventionellen Welthandels.<br />
(Definition der internationalen Dachorganisationen des<br />
Fairen Handels FLO e. V., WFTO und EFTA)<br />
Im Rahmen der jährlich stattfindenden Fairen Woche wird auf die<br />
Bedeutung des Fairen Handels aufmerksam gemacht<br />
- Foto: Transfair/Santiago Engelhardt<br />
Wird diese Trias aus ökologischen, sozialen und ethischen<br />
Kriterien von Kommunen in ihre Vergabeordnung<br />
aufgenommen, stellen sie die Weichen für ein langfristiges<br />
Nachhaltigkeitsmanagement in ihren Städten und Gemeinden.<br />
Sie werden zudem ihrer Vorbildfunktion als öffentlicher<br />
Auftraggeber gerecht und übernehmen die ihrer Nachfragemacht<br />
gemäße Verantwortung, indem sie gezielt fair<br />
gehandelte Produkte einkaufen 22 und auf Güter verzichten,<br />
die durch ausbeuterische Kinderarbeit oder unter Verletzung<br />
der sozialen Mindeststandards hergestellt werden. 23<br />
22 Liste von fair gehandelten Produkte online unter www.transfair.org/<br />
produkte.html<br />
23 Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (International<br />
Labour Organisation/ILO) online unter www.ilo.org/berlin/arbeitsund-standards/kernarbeitsnormen/lang--de/index.htm<br />
26 > DIALOG GLOBAL 28