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Spucke im Mund

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16 DIE BOTSCHAFT 108<br />

anderen z<strong>im</strong>mer genau dasselbe passiert, also wirklich. komisch, hem?“<br />

ihr tonfall muß sich nichtmal verändern. er ist von haus aus so aufgeregt, als<br />

hätte jemand sie zum kreuzen einer roten ampel gezwungen.<br />

“also echt, du.“ die türbewacherin & ihr liebhaber, so wie die tageswache &<br />

ihre 3 kleinen kinder sind aus ihren jamaicanischen betten gekommen, um sich vor<br />

meinem z<strong>im</strong>mer aufgeregt durch den klaren, aber schwerwiegenden, andererseits<br />

auch wieder undurchsichtigen kr<strong>im</strong>inalfall auf der veranda bei neonlicht hindurch<br />

zu diskutieren.<br />

“o.k. I go to bed now. you know, if I’m at home I feel save, if I’m away I’m<br />

not shure“, sage ich in mein z<strong>im</strong>mer verschwindend, das mir nicht mehr ganz<br />

so sicher vorkommt, wie ich vor einer stunde noch vermutet hatte & entdecke<br />

die offene sperrverriegelung an den drehbaren seitenfenstern, durch die der weit<br />

aus wichtigere hebel des hauptfensters zu öffnen war. wer diese mechanik von<br />

außen gelöst hatte, wußte über das haus & seine gegebenheiten bescheid. egal.<br />

der näxte morgen wird mehr bringen, so breit gehe ich jedenfalls nicht zu den<br />

bullen, & schon gar nicht zu den jamaicanischen.<br />

16 die botschaft<br />

meine erste bekanntschaft mit cuba machte ich in mexico city. um an ein visum<br />

zu kommen, so dachte ich mir, sei es das geschickteste, gleich persönlich bei der<br />

botschaft vorstellig zu werden & mein anliegen vorzutragen. das gebäude liegt<br />

in einem villenviertel, gut mit dem bus oder dem taxi zu erreichen, & ich zog<br />

meinen hellgrauen sommer-sonnen-anzug marke kolonial-großgrundbesitzer an,<br />

um mich auf den weg zur auslandsvertretung einer der letzten kommunistischen,<br />

oder vielleicht eher realsozialistischen länder zu machen, der vertretung der perle<br />

der caribic, die ihrem staatsvolk, <strong>im</strong> ausland arbeitend & auf fremdstaalichem<br />

gebiet wohnend, gerne jene fürsorge angedeihen ließ, wie es alle staaten mit ihren<br />

landsleuten nach besten möglichkeiten versuchen. ich hatte den paß & ein wenig<br />

geld in der tasche, als ich vor dem realsozialistischen, 2stöckigen betonkasten<br />

aus einem der unzähligen, hellgrünen vw-käfer taxis stieg, war bester laune &<br />

genoß die oktobersonne von mexico city, dieser geordneten, gutfunktionierenden,<br />

indianischen menschenansammlung.

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