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4 NICHT AUFGEPASST 36<br />
zwischen mahaut auf der westseite des westlichen flügels von guadeloupe &<br />
pointe-à-pitre oder kurz p-à-p, auf der strecke, die durch das grüne, farnbewachse-<br />
ne, 800 m hohe gebirge führt, lasse ich den bus aus & trampe, meinen proviant in<br />
einer plastiktüte & mein handgeschriebenes lieblingsbuch, meine aufzeichnungen<br />
& stichworte, meine hetztiraden auf die katholische kirche & das <strong>im</strong>merfalsche<br />
gesellschaftssystem in der hand. unter mir bläst der wind das helle meer gegen<br />
die felsen. ich stehe an der steil aufsteigenden abzweigung der d23 von der n2.<br />
neben meinem daumen hält ein weißer minivan mit 5 schwarzen & einer ladung<br />
prospekte eines möbelhauses. ich steige ein, setze mich mit dem buch als unter-<br />
lage auf die geriffelte ladefläche zwischen 2 papiertürme. der h<strong>im</strong>mel mischt weiß<br />
und blau durcheinander. wolkenschatten huschen wie riesige, vorzeitliche tiere<br />
über uns hinweg. wir fahren an alten, mit kletterpflanzen bewachsenen bäumen<br />
vorbei, halten am nationalpark & fahren wieder runter bis nach petit-bourg, wo<br />
wir einen der kumpel absetzen. ich will bis nach p-à-p mitfahren. der minivan<br />
setzt mich direkt am hafen an der place de la victoire ab.<br />
zuerst in den supermarkt, um mir für heute abend ein stück in plastik einge-<br />
schweißte, vergorene milch zu leisten. ein schwarzer, dürrer wachmann am dreh-<br />
kreuz, in offiziellem dunkelblau mit dunkelblau getönter sonnenbrille, n<strong>im</strong>mt mei-<br />
ne tüte entgegen & legt sie in einen der roten plastikkörbe. dann schaue ich bei<br />
einem reisebüro vorbei, um mich nach flügen zu erkunden, die mich nach mar-<br />
tinique bringen. die schnepfe will, wie üblich in reisebüros, nur ein hinflugticket<br />
verkaufen, wenn ich auch die rückfahrkarte buche. ich gehe direkt ins büro der<br />
fährlinie. keine kreditkarten, also muß ich erst nach hause zu ra<strong>im</strong>onds kleiner<br />
hütte zwischen p-à-p & gosier, kaum 100 m vom wasser entfernt, am einzig un-<br />
bebauten, weil häßlichen strand der insel, ruhig & abseits.<br />
ich steige in den bus ein, der mir am vollsten erscheint & warte nicht 20 minu-<br />
ten, sondern eine halbe stunde, & als wir losfahren, bemerke ich <strong>im</strong> nuttenviertel,<br />
daß ich nix in der hand halte als die plastiktüte mit ein paar bananen & dem<br />
käse, kein manuskript, keine aufzeichnungen, nur den kuli. ich springe sofort raus,<br />
laufe die 300 m zurück zum hafen & zwänge mich durch die steckengebliebenen<br />
busse an den marktfrauen vorbei, die obst, gemüse, unterwäsche & haarbalsam<br />
direkt am kai verkaufen, springe in den supermarkt & erkenne den schwarzen<br />
dobermann mit sonnenbrille wieder, der meine tüte entgegen genommen hatte,