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Spucke im Mund

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1 WIE ALLES ANFING 5<br />

schwer wie ich, mit kurzen haaren & heller, brauner haut. der taxifahrer hatte<br />

ein hotel der einfachen art für 100 scheine versprochen. grandma schaut mich<br />

brüskiert an. “hu told ya so? itz a hondrednfiftee. dem all go up deez dez! sofi,<br />

givm a room wita lock, here are dem keez.“<br />

noch schien die sonne, noch war der tag jung, noch war ich voller eindrücke<br />

von cuba, geprägt von 3 süßen, aufregenden, anstrengenden wochen auf der caribi-<br />

schen perle <strong>im</strong> sozialismus. noch hatte ich die schnauze nicht voll von dschameka,<br />

weder vom schlechten service, noch von der schlechten musik, weder vom überlau-<br />

ten hupen, noch von moskitos oder vom schlaftabletten-reggae, den ganz jamaica<br />

seit 20 jahren in einer exportnotlage zusammenbastelt, no woman no cry. ich hat-<br />

te weder zuviel vom sonntagskirchgang mit bibel <strong>im</strong> feinsten sonntagsstaat, noch<br />

vom sturzbach, der sich bei regen kniehoch durch die straßen wälzte.<br />

da ich vom sozialismus kam, hatte ich den üblichen konsumentzug, vor allem<br />

was frisches obst & gemüse anbelangte. ich legte meine klausbunten, jamaicani-<br />

schen essensmarken reichlich in orangen, zwiebeln, l<strong>im</strong>onen, tomaten, bananen,<br />

knoblauch, mango & toastbrot an, 2 tüten voll mit eßbarem für sofort & sicher-<br />

heitshalber eine kleinigkeit für später. die beute breitete ich auf meiner kommode<br />

in meinem z<strong>im</strong>mer aus & begann mein verdientes festmahl.<br />

als ich vom mittagsschlaf erwachte, regnete es bereits leicht. ich packte meinen<br />

freund & begleiter aus seinem koffer & begann mit ein paar s<strong>im</strong>plen fingerübun-<br />

gen, einer salsa <strong>im</strong> marschstil, 1, 4, 5, 4, mit kleiner baßbegleitung auf dem<br />

grundton, völlig ohne rhythmus, ohne charme & ohne können. so sollte es die<br />

näxten 4 tage gehen, denn die tropical depresion verfestigte sich zu einer dich-<br />

ten, dunklen wolkendecke & goß ununterbrochen wasser über die insel. ich wollte<br />

mich ohnehin ausruhen & sah der zeit <strong>im</strong> z<strong>im</strong>mer zusammen mit meinem freund<br />

& begleiter gelassen entgegen. ich würde also wieder mehr üben, das hatte ich<br />

sowieso dringend nötig.<br />

meine letzte entdeckung war der daumen der linken hand, der baßhand, &<br />

seine funktion <strong>im</strong> akkordeonspiel. indem er den druckpunkt bildet, um das hand-<br />

gelenk gegen den lederriemen zu pressen, ermöglicht er einen gleichmäßigen zug<br />

& damit einen gleichmäßigen ton & darüber hinaus, indem er den fingern der<br />

linken hand den nötigen freiraum verschafft, ein freies & reifes baßspiel. soweit<br />

die theorie, die wie jede, oder fast jede theorie, grau ist.

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