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Spucke im Mund

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4 NICHT AUFGEPASST 35<br />

das kaum einen unterschied füer europäer. mittags ein bißchen regen & ansonsten<br />

schnellfliegende wolken am feuchten h<strong>im</strong>mel. die linienbusse starten in die 2 flügel<br />

der schmetterlingsinsel von 2 plätzen aus, hinter der post richtung basse-terre &<br />

am hafen richtung gosier. die schlepper versuchen, ihre karren voll zu kriegen.<br />

alle gleichzeitig. sie überfallen jeden, der vorbeikommt, & brüllen in abgehackten<br />

wortfetzen die namen der städte, an denen die fahrt vorbeigeht, in den winzigen,<br />

dieselverqualmten, caribischen hafen. schwitzend warte ich auf einem klebrigen<br />

sitz, daß sich der bunt bemalte röstofen füllt. wie ein gewitter bricht unruhe<br />

aus. männer verlassen einzelne wagen, um in andere einzusteigen. weit geöffnete<br />

augenpaare versuchen einzuschätzen, welcher bus am ehesten voll wird. nervös<br />

streiten sich die schlepper um jeden fahrgast. die busse sind bis unters dach bela-<br />

den. während die letzten passagiere <strong>im</strong> laufen versuchen, einen der schwankenden<br />

brutkästen zu besteigen, starten alle gemeinsam & bestreiten 200 m weiter in der<br />

rue du bouchage ein 20minütiges hupkonzert. durch das winzige nuttenviertel,<br />

aus holzbrettern gez<strong>im</strong>mert, fahren sie nach gosier & verteilen sich dann langsam<br />

auf die grünen, steil über das meer ragenden hügel. hält einer an, um passagiere<br />

aufzunehmen, überholt ihn der andere & umgekehrt.<br />

3 fährlinien richten den inselverkehr zwischen den französischen antillen aus,<br />

alle, oder fast alle, morgens um 8 uhr. & da kein schiff ausgebucht ist, gibt es<br />

leere plätze, leere kabinen, stuarts, die rumstehen, & pro fährgast mindestens eine<br />

weißgekleidete schiffscharge. wenn du die kabine nicht zahlst, auch wenn sie frei<br />

ist, bleibt sie eben leer, & die linie fährt verlust ein auf der strecke, solange, bis<br />

sie selbst oder die konkurrenz pleite geht.<br />

der sozialismus erzeugt dominoartige unterkapazität & chronische überbele-<br />

gung. die busse sind, wenn sie überhaupt fahren, überfüllt & kommen unpünkt-<br />

lich, zu spät oder gar nicht. seit die perle der caribic alles in welttauglichen<br />

scheinen zahlen muß, wird sogar das salz <strong>im</strong> meerwasser knapp. um einen platz<br />

von la habana nach santiago de cuba zu kriegen, mußt du eine woche anstehen<br />

oder schmieren. & genauso wie der flieger, der jeden cubaner für ein stück seife<br />

einmal längs 1100 km über die insel fliegt, kostet der bus fast nix, falls ein ticket<br />

aufzutreiben ist. ansonsten heißt es geduldig abwarten, ob die kollegen von der<br />

transporteinheit genügend öl & sprit aufgetrieben haben, damit die guagua nicht<br />

nach wenigen km liegenbleibt.

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