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16 DIE BOTSCHAFT 110<br />
paß vor.<br />
“hier gibt’s kein visum.“ “wie bitte?“ “aus welchen gründen wollen sie die insel<br />
bereisen?“ “die insel? ja, ich bin tourist.“ “sie bekommen die einreisepapiere be<strong>im</strong><br />
reisebüro coubatours.“ “wo bitte?“ “bei coubatours oder bei aviación cubana.“<br />
ich zog meinen unbehandelten paß an mich & drehte mich verwirrt den 2<br />
frauen zu.<br />
“warten sie auf ein cubanisches visum?“ fragte ich in den raum. die dunkel-<br />
haarige erhob sich, kniff die hellblauen augen bis auf katzenpupillen zusammen<br />
& sagte deutlich & in katziger st<strong>im</strong>me:<br />
“me llamo norka. soy cubana.“ sie stellte mir ihre kleine schwester alexandra<br />
vor & deren exilcubanischen freund, der, wie sich später herausstellte, als sohn<br />
eines hohen, <strong>im</strong> drogenhandel verwickelten, cubanischen militärs seine geliebte<br />
insel nur noch nach sondererlaubnis & mit höchster genehmigung vom langen<br />
bart besuchen durfte, eine harte strafe für ein hartes vergehen.<br />
leute.<br />
“wie ist cuba?“ fragte ich die 3 & zielte dabei auf das wetter, die musik & die<br />
“beschissen, cuba ist ziemlich beschissen“, antwortete der generalssohn.<br />
“vamos, vamos!“ norka schnappte sich ihre schwester, mich & den militärs-<br />
sprößling & trieb uns den langen gang entlang, die treppe hinunter, am pförtner<br />
vorbei auf die mexicanische straße.<br />
“bist du wahnsinnig?“ sie wies den jüngling wegen seines offenen, politischen<br />
bekenntnisses, oder was sie dafür hielt, zurecht.<br />
am selben abend spielte <strong>im</strong> mama rumba eine cubanische band. norka lud<br />
mich & ihre schwester ein, nachdem sie mir ihre afrikanische sammlung außer-<br />
irdischer gezeigt hatte, die in stoffbedeckten, leeren tonkrügen in ihrer wohnung<br />
in der hamburgo auf kleine gaben warteten, um diese mit aller kraft, die den<br />
außerirdischen zur verfügung steht, zu vergelten. wir verabredeten uns zu dritt<br />
in der bar für mexicanische cubaner.<br />
<strong>im</strong> mama rumba treffen sich exilcubaner & solche, die es werden wollen. sie<br />
erwecken afrikanische götzen & cubanische rhythmen zu süßem leben. ich kam<br />
eine 3/4tel stunde zu spät & war noch eine 4tel stunde vor norka & ihrer schwe-<br />
ster da. 3 stramme, weiße mädels & ein sportlicher, schwarzer jüngling mit einem<br />
zartbitteren lächeln hatten verschiedene trommelwerkzeuge aufgebaut. während