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3 AMILAND 27<br />
die latzhose schwingt ihre reibeisenst<strong>im</strong>me & läuft die treppe hoch in den<br />
großen raum. ich nehme mir alle zeit, die ich habe, um bernds galerie zu betrach-<br />
ten. die bilder sind gut gearbeitet, öl auf nessel, 30 mal 40 bis 100 auf 130 cm,<br />
in klaren, hellen farben, viele grundtöne, nix schrilles. ein frauenkörper, bernds<br />
ex, füllt den wesentlichen teil der bilder, groß, vereinfacht, in blaugrau, mit ei-<br />
ner roten blume <strong>im</strong> haar oder <strong>im</strong> hintergrund. sie gefallen auf anhieb, bernds<br />
erdachte frauenkörper, sind reif & fruchtig & schmecken nach süßem saft, sind<br />
rund, ohne kanten, ohne zacken & laden ein zum anfassen. ganz <strong>im</strong> gegensatz<br />
zu collins bilder, die wild & aufgewühlt sind, wie der lockenkopf selbst, voller<br />
zweifel & <strong>im</strong>mer auf der suche. collin ist groß gewachsen, mit einem blonden wu-<br />
schelkopf auf dem schlacksigen körper & wachen, hellbraunen augen, die schnell<br />
& vorwitzig umherschauen. nach seinem informatikstudium an der n.y.c.u. ar-<br />
beitet er <strong>im</strong> selben büro wie justus. collin ist <strong>im</strong>mer für einen scherz aufgelegt,<br />
aber in seinem inneren nagt ein zweifel, frißt die lebensenergie & treibt ihn zur<br />
arbeit an, nachts in einem kleinen malstudio hinter der mapelton. dort fertigt<br />
er in exzesßnächten, vom fox nach hause geradelt, besoffen & bekifft, seine hy-<br />
perexpressionistisch überbaute seelenschau, die wie eine therapie sein innerstes<br />
nach außen kehrt, in schrille, schroffe bilder. collin sucht seinen stil & hat ein bild<br />
von bernd <strong>im</strong> z<strong>im</strong>mer hängen, während bernd seine malweise gefunden hat & ein<br />
bild nach dem anderen produziert, <strong>im</strong>mer das gleiche motiv, jedesmal ein wenig<br />
anders ausgearbeitet. mit einigem erfolg hat er bereits in denver verkauft.<br />
ich interessiere mich für seine heiligenkästchen aus bemaltem holz, ohne hei-<br />
lige, eine art gruß an die vergangene zeit, & schaue dann nach nina <strong>im</strong> oberen<br />
raum. sie hat sich verkrümelt & will versteck mit mir spielen. das finde ich schei-<br />
ße, ich bin kein sonderlich guter spieler, wenn es um liebe geht. anders be<strong>im</strong><br />
geschäft, da kann ich spielend beinhart werden, aber wenn liebe auf dem spiel<br />
steht, vergesse ich meine guten vorsätze, verliere meine zahlreichen fähigkeiten,<br />
höre mir selbst zu, wie ich neben mir stehend dummes, unsinniges zeug aus mei-<br />
nem mund ablasse, werde rot bei einem scherz & unbeweglich, wie gelähmt oder<br />
hypnotisiert.<br />
gegen abend kühlt die luft merklich ab hier oben auf 2200 m. wir machen<br />
einen tee. justus unterhält sich mit alexi über die möglichkeiten des mountainbi-<br />
king, alexis lieblingsthema. er spielt bikepolo in der obersten amiliga & arbeitet