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25 DER LETZTE TANGO 164<br />
meines bruders zu verbringen, falls du willst, & wir fahren bis zur recoleta an die<br />
hell erleuchteten, menschen überfüllten caffees.<br />
manchmal ist alles ganz einfach & manchmal unglaublich kompliziert. “ja,<br />
manchmal ist es ganz einfach“, sagst du. wir werfen einen blick ins offene schlaf-<br />
z<strong>im</strong>mer meines bruders, der <strong>im</strong> traumlosen schlaf seine liebe süß umschlingt,<br />
setzen uns ermüdet auf den balkon & schauen über die recoleta, den kleinen<br />
friedhof, über die erste zeile der kastenförmigen, 20stöckigen wohnhäuser, über<br />
die schwarzroten wasser des rio de la plata & sehen hoch über uns die schlanke<br />
sichel des mondes. du duschst schnell, & ich wasche mir gleichfalls den schweiß<br />
von der haut. wir treffen uns wieder auf dem balkon, wo wir die füße gegen das<br />
weiße gitter der brüstung stemmen, so daß wir in den stühlen versinken, & du<br />
legst meine hand sachte auf deinen arm, & ich streiche über deine seidenhaut den<br />
ellenbogen hoch bis an die schulter über den hals, ertaste dein gesicht mit den<br />
festen kinnknochen bis zu deinem mund, den du einen spalt öffnest, um meinen<br />
daumen zu küssen.<br />
du neigst dich langsam zu mir & n<strong>im</strong>mst mir die letzte angst & beantwortest<br />
die alles entscheidende frage mit einem süßen, zarten kuß auf meine lippen, meine<br />
nase entlang bis zu meiner stirn, & wie um mich zu schützen, bettest du meinen<br />
kopf in deine hände & hältst ihn wie einen schatz vor deine weitgeöffneten, honig-<br />
farbenen augen, um ihn ungläubig zu betrachten, ihn abzumessen, ihn zu wiegen<br />
& ihn für <strong>im</strong>mer in deinem gedächtnis einzugraben. wir küssen uns <strong>im</strong> aufstehen<br />
auf die geöffneten lippen & umarmen uns barfuß auf dem weichen teppich des<br />
wohnz<strong>im</strong>mers, indem wir uns feste aneinanderdrücken & uns wiegen, als begänne<br />
jeden augenblick die musik zu einem tango.<br />
“manchmal ist es ganz einfach. willst du hier bei mir bleiben?“ “klar.“ du<br />
nickst mir zu & umfaßt meine hüften mit beiden händen & legst deinen kopf an<br />
meine schulter, so daß wir zu unserer eigenen, inneren musik tanzen & uns über<br />
den flauschigen boden drehen, ohne zuschauer, ganz alleine mit uns. meine hand<br />
gleitet deinen rücken entlang bis an den saum des weiten hemdes & fährt auf<br />
deiner nackten seidenhaut die sommersprossen wieder hoch bis an den nacken,<br />
während die andere über deinen süßen, zarten hintern gleitet & die starken ober-<br />
schenkel fühlt, mit denen du deine lende an mich drückst, bis deine rose blüht &<br />
mich lockt mit vorwitzigen bewegungen gegen mein becken. ich spüre dich in mir