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5 VOR DEM EINSCHLAFEN 43<br />
habe ich meinen touriführer kennengelernt, der mir alles besorgen will, was ich<br />
für diese spezielle nacht speziell brauche.<br />
“réspect man, buy me a beea, man!“ das gute red stripe wird hier für eine<br />
essensmarke ausgegeben, für die ich auch reichlich sticks einkaufen kann. drau-<br />
ßen wummert der laute, langsame reggae & erfreut mich mit dem <strong>im</strong>merguten,<br />
verspäteten peter tosh: I shall sing, as long as I live, as long as I live, I shall sing.<br />
ich frage den dicken hinter dem tresen nach einer leeren flasche, teile mein<br />
jungfräuliches red stripe brüderlich & biete meinem führer eine portion an.<br />
er lehnt entrüstet ab, “no man. 1 man, 1 beea!“ “réspect man, drink with<br />
me!“ sage ich, & als er sich rumdreht & seine riesigen, schwarzen augen mich<br />
unverstanden stehen lassen, leere ich das gekühlte gastgeschenk hinter seinem<br />
rücken in einem langen zug.<br />
vorne an der brüstung, von wo aus die straßenkreuzung & die kneipe ge-<br />
genüber gut einsehbar sind, sitzen ein paar jungs auf der kante, die beine lässig<br />
baumelnd, angelehnt an 4000 watt aus 2 türmen & den resten des baß, der von<br />
der anderen straßenseite rüberweht. dort steht eine schlanke braut <strong>im</strong> weiten<br />
jeansrock unter einem tropenhut, eine reife frucht in meinem alter, mit einem<br />
modell von einer brille. sie rückt ihre bastmütze zurecht & kommt auf das haus<br />
zugelaufen. sie steigt die treppe hoch, lautlos, mit ruhe, sieht sich oben um, &<br />
während sie ihren spliff <strong>im</strong> windschatten der mauer rollt, schaut sie ab & zu über<br />
die schulter. sie hat eine 70er jahre brille auf der süßen nase, golden, eckig, riesig,<br />
das glas über die schläfe gebogen, mit einer extra scheibe für jedes ohr, auffällig,<br />
soulig, um den hals, wie bei meiner alten tante erna, mit einem goldkettchen<br />
gesichert, das von beiden ohren weg über die freie schulter hängt. ich glaube, ich<br />
starre sie an.<br />
“I like your glasses. “ “and I like you.“ “yoh, nes, I like your glasses, really.“<br />
der nachth<strong>im</strong>mel schiebt dunkle wolken vor die sterne. unten auf der straße rät sie<br />
mir, vorsichtig zu sein mit dem rauchen. die bullenwache ist gleich 2 blocks weiter,<br />
& wer weiß schon, was die nacht, die gerade begonnen hat, noch mit sich bringt.<br />
& während sie lachend in die tasche ihres jeansrocks greift, um ein feuerzeug<br />
herauszuholen, segeln sachte ein paar scheine auf den lehmigen boden, der dafür<br />
viel zu schade ist. ohne ihre augen zu verlieren, lasse ich meine hüfte an ihrem<br />
stoff herabgleiten & greife das trockene papierbündel auf der erde. ihr grinsen