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7 IN NINAS HÜTTE 57<br />
un jour c’est non, un jour c’est la question. ich werde gleich meine nase in ihr ohr<br />
stecken, genüßlich an ihrem haar riechen, meinen atem über ihren nacken pusten<br />
& sanft in die zarte muschel beißen, wenn ich den mut dazu aufbringe.<br />
“ich muß bald gehen ...“ sage ich. “... sonst ...“ “was sonst?“ “sonst will ich<br />
... vielleicht gar nicht mehr weg.“ “dann gehst du vielleicht besser gleich!“<br />
ich idiot, wo ist die unverschämte annäherung an ihren hals, wo ist die freche<br />
riechgeste, wo der sanfte biß, von dem ich geträumt habe? so, mein lieber, wird<br />
das nie was, so steif & unbeweglich, darauf bedacht, sich keine blöße zu geben &<br />
keine schwäche zu zeigen, die verletzt werden könnte. warum hast du, mein engel,<br />
mir noch nicht dein zutrauen gelehrt & deine geduld, deine leichtigkeit & dein<br />
einfühlungsvermögen. warum muß ich so lange ohne dich ausharren in meiner<br />
kleinen, zugeknöpften welt?<br />
ich ziehe die schuhe wieder an, hole mein sakko vom küchenstuhl, hänge es<br />
mir über die schulter & gehe langsam die treppen rauf, an der letzten stufe auf<br />
nina wartend. als sie mir die schmale stiege herauf folgt, sich <strong>im</strong> dunkeln an<br />
mir vorbei tastet, recke ich in einer ansatzlosen bewegung meine nase an ihr ohr,<br />
angezogen vom süchtigmachenden bienengeruch ihrer haut, ziehe einen tiefen zug<br />
ihres duftes ein & blase ihn sanft über ihre nackenwirbel, während ich nach innen<br />
in mich hineinlache, über die unverfrorenheit & die lust, die diese zutraulichkeit<br />
uns beiden bereitet. sie zieht mich zu sich, um mich mit sagenhaften kräften an<br />
sich zu drücken, feste an ihren starken körper zu pressen, der sich augenblicklich<br />
zu lösen beginnt & breiter & ausladender wird & mich umschließt.<br />
“noch eine abschiedszigarette.“ “o.k.“ wir setzen uns auf den leeren bierka-<br />
sten vor dem eingang, ich das sofa, & nina, das kissen, ihr dicker hintern warm<br />
auf meinem schoß, träumen wortlos in die nacht von dingen, die wir nicht ge-<br />
macht haben & vielleicht noch tun werden, ziehen tief an der giftigen zigarette<br />
& umarmen uns wie 12jährige.<br />
“you better go now.“ “I could stay with you, if you want.“ “no, it’s better you<br />
go now, another t<strong>im</strong>e, next t<strong>im</strong>e.“ ich hebe unsere beiden körper in einer langsam<br />
balancierten bewegung in den stand, setze sie auf ihre füße & küsse zum abschied<br />
ihr gesicht.<br />
“will you call me tomorrow?“ “yes, I definitely will, at about 6.“ “o.k., I wait<br />
for your call.“