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Spucke im Mund

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12 VORABEND 85<br />

wird, & einer ebenso feinen wie liebevollen abtrocknung mit einem nur für diesen<br />

reinigungsvorgang zu verwendenden stofflappen, folgte die auswahl der grundie-<br />

rung, in meinem fall ein bräunliches braun, die er mit pinsel & verdünner in feiner<br />

handarbeit auftrug. für die neue besohlung malte der bart an meinen absatz einen<br />

schwarzen strich bis an den rand des leders. der milchcaffee war vielleicht eine<br />

spur zu bitter.<br />

der folgende arbeitsgang bestand aus dem 3maligen auftragen gewöhnlicher<br />

schuhcreme, passend zur grundierung, diesmal einen tick brauner & mußte zwin-<br />

gend mit den zeigefingern beider hände bis unter die nähte gerieben werden. ich<br />

begutachtete nochmal meinen milchcaffee & der bart sein unvollendetes werk.<br />

während ich den observadór studierte, ließ er das wachs gehörig einziehen &<br />

begann rechtzeitig eine erste, grobe politur mit hilfe einer festen bürste, deren<br />

borsten vom vielen bürsten ganz braun geworden waren, um die überflüssige<br />

fettcreme an die nur unzureichend geschmierten stellen in der innenseite weiter-<br />

zuleiten & den in verdünner & öl gelösten farbstoff tief ins leder zu massieren,<br />

wodurch es bereits eine vorläufige geschmeidigkeit erhielt. die 2te bürste, etwas<br />

heller in den borsten & weicher <strong>im</strong> strich geführt, folgte der ersten & schwang<br />

sich, mit meisterhand vom bart angeschoben, wie der geölte blitz über mein zum<br />

glänzen gezwungenes schuhwerk. eine 3., sehr feine borstenreibung folgte nach<br />

farbausbesserungsarbeiten an der absatzlederkante, um alles mit unzähligen, sehr<br />

starken strichen eines wollapens zu wienern, daß ich <strong>im</strong> glanz meiner fußtracht<br />

meine alten schuhe kaum wiedererkannte. alles hatte nicht viel mehr als eine zi-<br />

garettenlänge gedauert. ich war stolz & gewappnet für den heutigen abend & den<br />

morgigen 12ten oktober, an dem die heilige jungfrau von zapopan & der gottlose<br />

sohn meiner religiösen mutter ein zusammentreffen haben würden.<br />

die architekten der innenstadt von guadalajara sollten einen preis für städte-<br />

bau erhalten. sie haben neben der großzügigen fußgängerzone um die kathedrale<br />

& der piedro losa, in der händler bis spät in die nacht hinein preisgünstige ange-<br />

bote verhökern, eine wohltat architektonischer art zustandegebracht, deren nach-<br />

ahmung ich allen bauplanern & stadtkämmerern in ihren planungsausschüssen<br />

über alle parteilichen grenzen hinweg unbedingt anempfehlen kann. anstatt den<br />

autos & ihren stinkenden motoren den vorzug & das sonnenlicht zu gönnen, wur-<br />

den sie, wenigstens zwischen der plaza de la liberación & der independencia 5

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