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Spucke im Mund

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23 SANDSTRAND 146<br />

am anderen abend schaue ich an der kleinen, schmutzigen bar vorbei, in der<br />

julias ehemann das geld vertrinkt, das er be<strong>im</strong> pferderennen gewonnen hat, &<br />

nehme ein brahma aus dem glas, zwischen traurig dreinschauenden brasiliane-<br />

rinnen, die von einer hochzeit mit einem der dickbäuchigen, ausländischen gäste<br />

träumen. neben mir steht rosalie, schlank, mit einer langen, schmalen nase & weit<br />

auseinanderliegenden mandelaugen. ihre graue haut steckt in einer weißen bluse<br />

& einer engen jeans. wir unterhalten uns über den außerirdischen & die runde,<br />

sich drehende erde, über den karneval in rio & in salvador & über die besten<br />

strände & trinken 3 gläser zusammen. ihr blonder, langer lümmel taucht auf &<br />

läuft mit ihr eine runde um den block. sie kommt kurz darauf alleine zurück &<br />

fängt mich gerade be<strong>im</strong> letzten schluck ab & fragt mich, wann wir uns wiederse-<br />

hen, & ich rufe ihr <strong>im</strong> gehen zu “morgen, selbe zeit, selber ort.“ 2 blocks weiter in<br />

meinem apartment, verschlafe ich den gesamten näxten tag <strong>im</strong> kühlen schatten<br />

des z<strong>im</strong>mers.<br />

der abend ist frisch & weht eine salzig feuchte luft bis zu mir rauf. ich werde<br />

die wellen an der copacabana testen, schnappe meine schwarze umhängetasche<br />

mit dem manuskript, ein handtuch & eine handvoll essensmarken & laufe unter<br />

dem bedeckten h<strong>im</strong>mel der gischt entgegen. die copacabana breitet sich in der<br />

regnerischen abenddämmerung fast menschenleer vor mir aus. die meisten bar-<br />

racas haben ihre hellblauen plastikplanen bereits eingeschlagen & ein warmer,<br />

steifer wind trägt den weißen schaum über das braun tobende meer. ich gebe<br />

meine tasche samt meinen klamotten zu 2 ledrigen, alten leuten in die obhut<br />

& bitte sie, auf meine sachen aufzupassen. sie starren wie gebannt in die laut<br />

schlagenden wellen.<br />

ich ziehe mein haargummi fest in den nacken & laufe über den menschenleeren<br />

strand in die tobende, schaumige gischt vor den beiden alten. das aufsteigende<br />

wasser macht es mir unmöglich, weiter als hüfttief in die graue, weißkronige flut<br />

vorzudringen. bei jeder anrollenden wand tauche ich unter, um nicht von ihrer<br />

kraft umhergewirbelt zu werden, versuche <strong>im</strong> rhythmus der wellen zu atmen &<br />

gelange schließlich durch einen engen tunnel hinter den berg aus wasser & salz,<br />

wo mich die wiegende energie auf & ab hebt, wie einen winzigen, luftgefüllten<br />

ball. ich kann nur in den tälern den grund erreichen & lasse mich für einige<br />

minuten hinter den rollenden massen mit nach oben nehmen, um an ihrer rück-

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