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Spucke im Mund

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26 CARNAVAL 169<br />

nach einem caldo de sururu, einer heißen suppe aus meeresfrüchten, beginnen<br />

wir den abend einzuläuten mit einem kühlen, leckeren brahma, bem gelada. das<br />

erste trio fährt oben auf der straße vorbei. der strand hat sich bis zum letzten<br />

sandkorn mit braungebrannten, wenig bekleideten, jungen menschen gefüllt, die<br />

jetzt aufstehen & auf die hohe mauer schauen, wo der lkw mit der band zu<br />

sehen ist, umringt von 1000 tanzenden beinen. auf einem feuerwehrauto steht<br />

ein uniformierter. er dreht den hahn auf & spritzt einen dicken wasserstrahl von<br />

seinem führerhäuschen über die johlende menge. unten auf dem strand wiegt ein<br />

einziges, braungebranntes wesen die hüften bis die sonne untergeht & die müden<br />

füße nach hause wollen.<br />

anderntags schauen wir uns den aufmarsch der blocks des baíanischen car-<br />

nevals an. 200 trommler des olodum sind von weitem zu hören. tac tac tum,<br />

taca taca tum. vorneweg ziehen 3000 junge leute, zum teil ausländische gäste,<br />

in grünen anzügen mit aufgedruckten früchten, der praça da sé entgegen, wo auf<br />

einem lkw die band bereits ihren soundcheck macht. tac tac tum, taca taca tum.<br />

tac tac tum, taca taca tum. als die trommlergruppe durch die engen gassen der<br />

altstadt marschiert, dröhnen die tiefen surdu eindringlich <strong>im</strong> bauch. wir werden<br />

<strong>im</strong> gewühl gegen eine häuserwand gedrückt. marlyn greift meine hand & führt sie<br />

an ihre hüften. den rest finde ich selbst. alles ist rhythmus, laut & eindringlich,<br />

ist klang, tief & dumpf, ist bewegung, schnell & heftig, unsere körper erfassend,<br />

wie wellen. als der spaß an uns vorbei gezogen ist, küssen wir uns lange & laufen<br />

gemütlich an den platz.<br />

hinter uns folgt der vielleicht schlechteste bloco aller zeiten, die chayen, ganz<br />

in gelb & mit einer 50köpfigen rhythmusgruppe, deren 7 reihen so gegeneinander<br />

spielen, daß sich die schlagfolgen auflösen & zerfallen, bis der anführer entnervt<br />

abpfeift & die band von vorne beginnt.<br />

marlyn drückt mich in einen hauseingang & küßt mir die lippen feucht. von<br />

der praça da sé her kommt mein lieblings-bloco, die jüngste & zugleich klein-<br />

ste truppe, 2 hände voll kids, mit 2 mädels an der snare & einem xbeinigen<br />

zwerg als anführer. sie schlagen einen schnellen, gut gebutterten samba reggae,<br />

von knappen, zackigen mustern unterbrochen. die hintere reihe besteht aus 3<br />

baßtrommeln, deren sonnenbrillen-träger den nackten oberkörper für jede note<br />

in wilde zuckungen versetzen & die schlaghand in großen bögen über dem kopf

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