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3 AMILAND 26<br />
nen, gemüsecurry, couscous, salat, kuchen, käse, wein & caffee. bernd war etwas<br />
traurig. dennoch verzog er sein nordisches kinn zu einem lächeln. amiland ist<br />
ziemlich künstlerisch drauf. jeder malt oder will malen, oder kennt maler, oder<br />
filmt oder verkauft echte kunst. nina verkauft die dead shirts & lebt davon, nicht<br />
sonderlich luxuriös, aber sie lebt. bernd zum beispiel hat ein gesundes bein &<br />
gesunde schulden. er entschied sich, glücklicherweise noch in der lage dazu, für<br />
die gute behandlung, direkt nach seinem autounfall, & dirigierte den notarzt <strong>im</strong><br />
krankenwagen zu einem hospital seiner wahl. mittlerweile ist das bein in ordnung<br />
& das konto angeknackst. bernd ist strohblond & gar nicht blauäugig. er hat die<br />
st<strong>im</strong>me von kermits vater & auch seine gesichtszüge. er hat kermits humor &<br />
seine schläue. was ihm fehlt, ist kermits bankkonto.<br />
die abschiedsfeier verlief ruhig & peinlich, & ich war kurz davor, einen mei-<br />
ner alten fehler zu wiederholen & mich für 2 frauen gleichzeitig zu begeistern,<br />
um schließlich bei keiner von beiden zu landen. nina verschwand. ich suchte sie<br />
draußen in der kalten abendluft, stieg die holzveranda herab & blickte über die<br />
goldgelben aspenwälder bis in die ockerfarbenen plains. ich ging wieder in die<br />
hütte & schaute in den großen wohnraum, an dessen linker seite der lange tisch<br />
voll mit tellern, töpfen & gläsern & in dessen mitte der kleine ofen stand & den<br />
riesigen raum beheizte. ich suchte <strong>im</strong> keller, der als lagerraum für bernds bilder<br />
diente.<br />
bernd malt mit den späten <strong>im</strong>pressionisten & den frühen expressionisten. <strong>im</strong><br />
untergeschoß betrachte ich steinblaue, weibliche körper, <strong>im</strong>mer dieselbe frau, je-<br />
desmal anders, fast <strong>im</strong>mer nackt, in großen, bildfüllenden ausmaßen, wie aus stein<br />
gehauen oder aus ton modelliert, & ich glaube, ein portrait wiederzuerkennen.<br />
“bist du das?“ frage ich die latzhose mit dem bleistift <strong>im</strong> haar. sie fragt zurück<br />
“das da?“ ich nicke. sie nickt zurück.<br />
“& das da auch ? & das da?“ “ne, ne, nur das eine hier, das bin ich.“ “hab<br />
dich auf dem bild erkannt. bist du bernds ex?“<br />
die reibeisenst<strong>im</strong>me verschlägt mir den atem. einen satz hab ich vielleicht<br />
noch drauf, einen krieg ich noch raus, aber dann bin ich pleite. die latzhose lacht<br />
mich aus.<br />
“ich bin nina, & du?“ “nena? nena? ah, du bist nina! ich bin der michael.“<br />
“hallo.“ “hallo.“