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4 NICHT AUFGEPASST 39<br />
“ich will sehen, ob ich meine leute heute abend noch sehe, sie sind gerade<br />
unterwegs. kann ich sie anrufen?“ ich gebe ihm die nummer von ra<strong>im</strong>ond.<br />
“so gegen 9 oder 10 heute abend.“ “vielen dank monsieur gaydu, vielen dank.“<br />
ich habe wieder hoffnung für den kommenden tag & fahre nach grande-baisse zu<br />
ra<strong>im</strong>ond, der wie üblich hinter dem tresen seiner einstöckigen hütte sitzt, eine<br />
hand <strong>im</strong> schoß, die andere auf der theke, die leeren, grauen augen den mücken<br />
nachstarrend, zur decke gerichtet, seine brille auf der nase & die braune basken-<br />
kappe auf dem kraushaar. als ich hereinschlürfe, steht er langsam auf, n<strong>im</strong>mt<br />
einen orangenen lappen & wischt sachte über die leere theke.<br />
“es kann sein, daß mich jemand anruft.“ sage ich ihm. “ich hab was in p a p<br />
vergessen, & ein herr will mich anrufen.“<br />
ra<strong>im</strong>ond zeigt sich nicht beeindruckt. “kein problem, ich bin hier & rufe dich,<br />
wenn das telefon klingelt.“ ich gehe in mein 8 qm großes z<strong>im</strong>mer, ein bett, ein<br />
tisch, ein stuhl & ein ventilator, unabdingbar <strong>im</strong> subtropischen kl<strong>im</strong>a. die luftbe-<br />
wegung dient nicht nur der kühlung der haut, die rund um die uhr schwitzt. sie<br />
verhindert durch den ständigen zug, daß die unzähligen, winzigen stechmücken<br />
beruhigt landen können & ihren widerlichen, hauchdünnen saugrüssel in men-<br />
schenfleisch stechen. als ich gerade ins bad gehen will, klingelt das telefon.<br />
“ich komme, ich komme ...“ brülle ich, bevor ra<strong>im</strong>ond nach mir gerufen hat.<br />
“c’est pour vous!“ auf dem sauber gewischten tresen steht das schwere baka-<br />
littelefon mit dem hörer nebenan abgelegt. es ist gaydu, der sich irgendwie meiner<br />
angenommen hat. er will sehen, was er machen kann, heute abend wird es sicher<br />
nix mehr, aber morgen gegen 9 soll ich unter der gleichen nummer in seinem büro<br />
nochmal nachfragen.<br />
“o.k. monsieur gaydu, morgen früh um 9, morgen um 9 also.“ ich schlafe<br />
die nacht sehr schlecht. es ist vollmond, mein schiff fährt übermorgen abend &<br />
vom buch keine spur. es ist nichtmal sicher, ob gaydu der mann ist, den ich<br />
suche, ob er den prospekt ausfährt & ob seine jungs das auto nicht samt meinem<br />
buch gereinigt haben. am anderen morgen gehe ich um 8 an den strand, um ein<br />
paar schritte in den warmen sonnenstrahlen am silbergrauen wasser entlang zu<br />
machen. ra<strong>im</strong>ond ist schon lange auf. er schläft mit dem mond & wacht mit der<br />
sonne auf. um 9 uhr bin ich am telefon. monsieur gaydu war <strong>im</strong> büro, ist aber<br />
schon wieder weg, nein, er hat nix von einem buch gesagt, so gegen 10 kommt er