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3 AMILAND 32<br />
ihm das unmögliche.<br />
als collin & bernd letzten sonntag in die rockys zum wandern aufbrachen, von<br />
1800 m bis auf 3200 m hoch, auf anraten von justus ohne zelt – “was wollt ihr<br />
denn damit, ist doch nur gewicht.“ – wachten sie am montag morgen auf 3000<br />
m in der nähe des devils lake in einem alten, verlassenen goldgräberstädtchen<br />
auf, begraben von 25 cm weißem, kristallinen pulverschnee, der die nacht über<br />
leise & he<strong>im</strong>lich gefallen war. ihre outdoor-ausrüstung & ihr wille verhinderten<br />
schl<strong>im</strong>meres.<br />
ein paar tage später wandere ich mit justus <strong>im</strong> selben gebiet. wir beginnen<br />
auf 2600 m. an einem sandigen fleck parken wir den wagen, um bei schönstem<br />
herbstwetter in den shugar canon hinabzusteigen. die tiefstehende sonne scheint<br />
harmlos auf die handvoll wanderer, die sich hierher verirrt hat, mit ihren großen<br />
pickups, die ladefläche aufgeklappt & den burger <strong>im</strong> freßloch. wir klettern den<br />
steil abfallenden fels entlang in den canon, fast 200m senkrecht bergab. unten<br />
fließt der greek diesseits der continental divide richtung osten an boulder vorbei,<br />
über dicke hausgroße felsblöcke, über wasserfälle & durch jahrtausende alte stein-<br />
bassins. wir klettern & waten durch das eiskalte, schnell fließende wasser, justus<br />
vorneweg, ich hinterher, balancieren über fischglatte baumstämme, springen über<br />
bemooste steine & tasten uns dicht an der steinwand entlang. auf einem flachen<br />
felsvorsprung sonnt sich weit vor uns ein junger mann, einsam vom rauschen des<br />
wassers begleitet. er liegt auf der anderen seite des greek, weniger als 30 fuß von<br />
uns entfernt & räkelt sich genüßlich in den letzten strahlen der nachmittagssonne,<br />
die ihr licht hier unten viel früher zurückn<strong>im</strong>mt, verdeckt durch die steil aufstei-<br />
gende, harte felswand. als wir näher kommen, sehe ich, daß er nackt ist. er reibt<br />
sanft an seiner gurke, die ihm in der hand zur vollen größe reift, schaut verstoh-<br />
len zu uns rüber, sehnsuchtsvoll & verwundbar, geschützt durch den vorhang des<br />
rauschenden wildwassers, der tiefen furche des schnell fließenden greek. die kraft<br />
des baches, die gewalt der starren felswände, die macht des dunklen waldes &<br />
eine erinnerung an die frühe kindheit lassen mich eine aufregung verspüren, die<br />
meinen körper erfaßt & wie einen heilenden schmerz erfüllt. wir klettern die fels-<br />
wand hoch, wo oben der rostige blaubraune kombi von justus geduldig auf uns<br />
wartet, um uns nach boulder zu bringen.<br />
am abend nach bernds abschiedsfeier fahre ich in seinem toyota mit nach